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Future Lab – Künstliche Intelligenz in Unternehmen

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    Themis Foresight
  • September 2023
  • News

Die Teilnehmer des Future Labs zum Thema KI © Themis Foresight | Gili Shani

Am 20. September fand im wunderschönen PalaisPopulaire eine hochkarätige Veranstaltung statt, die sich mit einem der zentralen Themen unserer Zeit befasste: Künstliche Intelligenz (KI) in Unternehmen. Unter der Reihe „Future Lab“ lud Themis Foresight mit Unterstützung ihrer Partner, der Alfred Herrhausen Gesellschaft, Dataciders und irisnet, Führungskräfte aus dem D-A-CH-Raum zu einer tiefgründigen Debatte über die Zukunft der KI und deren Auswirkungen auf Unternehmen ein. Die Veranstaltung war ein großer Erfolg und brachte eine Vielzahl von Expert:innen zusammen, um Erkenntnisse zu teilen und die drängenden Fragen rund um die KI zu diskutieren.

Die Diskussionen auf der Veranstaltung wurden durch den jüngsten Vorstoß der Europäischen Union in Sachen Künstliche Intelligenz, den sogenannten „European AI Act,“ angestoßen. Dieses Gesetzespaket hat die Debatte über die europäische Wettbewerbsfähigkeit und technologische Souveränität im Bereich der KI neu entfacht. Die Meinungen darüber, wie KI reguliert werden sollte, gehen weit auseinander. Während einige europäische Unternehmerinnen und Unternehmer in einem offenen Brief für allgemeine Grundsätze und flexible Regulierung plädieren, argumentieren Vertreter US-amerikanischer Tech-Riesen für striktere Vorschriften im Namen der Sicherheit.

Ein Höhepunkt der Veranstaltung war zweifellos die Vielfalt der Experten, die ihr Wissen und ihre Erkenntnisse teilten:

Daniel Abbou berichtete aus seiner Arbeit im KI-Bundesverband und warnte vor den möglichen negativen Auswirkungen des European AI Act auf die deutsche Start-up-Szene.

Joanna Bryson gab einen erfrischenden Einblick in die vielschichtige Natur von KI und betonte, dass es bei KI nicht nur um Algorithmen und Daten geht, sondern auch um die zugrunde liegende Infrastruktur.

Frank Thelen teilte in seiner Grußbotschaft seine Gedanken zur Regulierung von KI und wie diese die Zukunft der Technologie bremsen könnte, ethische Berücksichtigungen aber dennoch notwendig seien.

Stefan Suwelack beleuchtete die Herausforderungen von KI aus organisatorischer Sicht und betonte, dass der technologische Fortschritt mit einer klaren organisatorischen Strategie einhergehen muss.

Christian Frauen präsentierte Einblicke in die Anwendung von KI in der Finanzberichterstattung, ESG, Audit und Risikomanagement.

Gero Presser unterstrich die Bedeutung eigener Daten und erklärte, warum ein dezentraler Ansatz bei der Datennutzung ein Vorteil sein kann.

Dieter Plassmann ermöglichte den Teilnehmern einen praxisnahen Einblick in die Funktionsweise von KI und zeigte beeindruckende Anwendungsfälle mit der Technologie irisnet auf.

Jan Berger und Carina Stöttner, beide Geschäftsführer von Themis Foresight, teilten ihre Gedanken zu KI, der oft übertriebenen Vorstellung von einer Superintelligenz und der ethischen Dimension von KI.

Ein Learning dieser Veranstaltung war die Erkenntnis, dass KI nicht nur technologische Expertise erfordert, sondern auch eine klare digitale Kompetenz im Management. Daten müssen nicht zwangsläufig in riesigen „Data Lakes“ liegen, sondern können in gut organisierten „Data Meshes“ verwaltet werden. Die Zusammenarbeit von Mitarbeitern wird zunehmend vernetzt sein, und Unternehmen sollten nicht zögern, KI-Projekte mit den vorhandenen Daten und den besten Mitarbeitern anzugehen. Es liegt in der unternehmerischen Verantwortung, Impulse für KI-Projekte zu setzen, die Finanzierung sicherzustellen und die notwendigen Rahmenbedingungen für die Umsetzung zu schaffen. Schließlich müssen Unternehmenswerte, Nachhaltigkeitsziele und ethische Prinzipien im Vorfeld festgelegt werden, da diese in jedem KI-Modell mitschwingen und verbreitet werden.

Die Veranstaltung setzte einen wichtigen Beitrag zur Diskussion über die Zukunft der KI und ihre Regulierung in Europa. Es bleibt spannend zu beobachten, wie sich diese Debatte weiterentwickeln wird und welchen Einfluss sie auf die Innovationslandschaft haben wird.

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Das Ende der Wissensgesellschaft?

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    Lothar Abicht
  • Juni 2023
  • Artikel

Wie verändert KI die Arbeitswelt? Stehen wir am Ende einer Ära?

Stehen wir vor dem Ende der Wissensgesellschaft?

Ein Blick zurück

Wer sich wie ich mit der Zukunft beschäftigt, sollte auch ab und zu einen Blick zurück in die (eigene) Vergangenheit werfen. Das hilft nicht nur, die sachlichen Zusammenhänge bei längeren Entwicklungslinien zu erkennen. Es wird auch deutlich, wie stark unsere Wahrnehmung zukünftiger Optionen durch Glauben und Hoffnungen oder auch Skepsis geprägt ist. Im Zusammenhang mit der Entwicklung der Arbeitswelt sind mir zwei Beispiele besonders im Gedächtnis geblieben.

Etwa im Jahr 2005 zog ich gemeinsam mit Vertretern der Handwerkskammer Halle durch die Landkreise des Kammerbezirkes, um die Handwerker*innen auf den bevorstehenden radikalen Einbruch bei den Bewerbern für Ausbildungsplätze vorzubereiten. Die Rechnung war einfach und kaum zu bezweifeln. Im Ergebnis der Wende hatten sich die Geburtenzahlen innerhalb eines Jahres etwa halbiert. 16 Jahre später würde sich auch die Zahl der Schulabgänger halbieren, was nach einer Übergangsphase auch die Anzahl der Bewerber drastisch reduziert. Die Handwerksmeister*innen betrachteten uns mit freundlicher Nachsicht als versponnene Wissenschaftler. Schließlich kamen auf jede offene Lehrstelle eine Vielzahl von Bewerber*innen. Wenige Jahre später änderte sich tatsächlich erst im Osten und dann im Westen die Bewerbersituation grundsätzlich und schlug durch bis auf den heute allgegenwärtigen Fachkräftemangel.

Noch mehr Ähnlichkeit mit dem Thema dieses Artikels haben meine Erfahrungen aus dem Jahren 2014/2015. Damals veröffentlichten Wissenschaftler der Oxford Universität eine Prognose, wieweit bis zum Jahr 2035 700 in den USA untersuchte Berufe bzw. Tätigkeiten automatisierbar sind, wobei auch der Begriff künstliche Intelligenz Anwendung fand. Sie kamen auf 47 Prozent. Die Studie schlug in der Öffentlichkeit ein wie eine Bombe. Es wurden mit ähnlicher Methodik für die Bundesrepublik aber auch für einzelne Regionen bzw. Bundesländer Studien angefertigt, deren Ergebnis teilweise noch drastischer aussahen. Bei Vorträgen in verschiedensten Teilen Deutschlands wurde ich nicht selten von den Veranstaltern mit der Regionalzeitung in der Hand begrüßt, die auf dem Titelblatt die zukünftig nicht mehr gebrauchten Berufsgruppen und die damit erwartbare Arbeitslosigkeit abbildete. Bemerkenswert an der Oxford-Studie und ihren deutschen Pendants war aber nicht nur der prozentuelle Anteil der Jobs, die verloren gehen sollten. Es war vielmehr die bis dahin wenig diskutierte Tatsache, dass Computerisierung, Automatisierung und künstliche Intelligenz zukünftig nicht nur einfache Produktionstätigkeiten, sondern viele kognitive Tätigkeiten der Wissensverarbeitung vom Juristen über den Ingenieur bis hin zu bestimmten Lehrtätigkeiten betreffen würden. Sogar die lange als unantastbar geltenden kreativen Tätigkeiten waren bereits zu finden.[1] Der Hype um die Studien hielt einige Monate an, aber da die konkreten Umsetzungen fehlten, verschwand er gemeinsam mit der Angst vor Arbeitslosigkeit so schnell, wie er gekommen war.

Fachkräftemangel heute und morgen

An seine Stelle trat der Fachkräftemangel, der uns bis heute begleitet und immer bedrohlichere Formen annimmt. Es fehlt an allen Ecken und glaubt man den Prognosen, wird alles noch viel schlimmer. Es fehlen Handwerker, Pflegekräfte, Ärzte, Erzieher, Lehrkräfte, Ingenieure, Informatiker, Verwaltungsangestellte usw. Spricht man mit Vertretern von Unternehmen oder Verwaltungen über die Probleme, welche sie am meisten belasten, so ist trotz aller aktuellen Krisen das Thema sehr bald der Fachkräftemangel. So habe ich es mit Konzernvertretern genauso erlebt wie mit Mittelständlern oder Handwerkern, egal ob die Veranstaltungen in München, Frankfurt oder Halle stattfanden.  Die Ursachen sind schnell gefunden. Neben einem stabilen und expandierenden Arbeitsmarkt ist es vor allem die demografische Entwicklung. Das zahlenmäßige Missverhältnis zwischen den Generationen führt permanent dazu, dass mehr Menschen aus dem Arbeitsleben austreten, als neu dazukommen. Wenn beispielsweise im Jahr 1965 1,35 Millionen Kinder geboren wurden und im Jahr 2000 ca. 780.000, lässt sich die Größenordnung des Problems zumindest erahnen. Der Mangel regiert und feiert immer neue Höchststände. Im vierten Quartal 2022 konnten Unternehmen in Deutschland etwa 2 Millionen Stellen nicht besetzen.[2] Als Folge ist die Wirtschaftsleistung in Deutschland geringer als möglich und viele Dienstleistungen können nicht erbracht werden. Um die Probleme in einzelnen Branchen zu beheben, wird regelmäßig empfohlen, die Löhne zu erhöhen und die Unternehmenskultur zu verbessern. Prinzipiell sind das für den Einzelnen gute Vorschläge, aber sie lösen das gesamtgesellschaftliche Problem nicht. Denn am Ende des Tages kommt es nur zu einer Umverteilung der knappen Arbeitskräfte. Die Decke ist einfach zu kurz, an der alle ziehen. 

Das Missverhältnis hat aber nicht nur negative Folgen. Wir erleben gegenwärtig, wie Berufseinsteiger und erfahrene Fachkräfte bereit und in der Lage sind, eine Gestaltung der Arbeitswelt einzufordern, die früher fast undenkbar war. Die Forderung nach Zeit- und Ortssouveränität, Arbeit, die Spaß macht, Freiräume bei der Arbeit und letztlich eine gelungene Verbindung von Arbeiten und Leben werden zwar aktuell oft der Generation Z zugeschrieben. Sie waren und sind aber auch bei der Generation Y stark ausgeprägt. Nur mit der Umsetzung haperte es. Doch inzwischen gilt: Je größer die Knappheit, je höher der Zwang der Unternehmen, sich anzupassen. Vorausgesetzt, die Unternehmen bleiben im Land und wandern nicht ab. Wer als Unternehmen keine flexible Arbeitszeit mit einem hohen Anteil Homeoffice anbietet, hat das Nachsehen. Das Unternehmen bekommt die hohe Wechselbereitschaft der Beschäftigten zu spüren. In vielen Branchen haben die Unternehmen insbesondere bei den Wissensarbeitern ausreichend Gestaltungsspielräume, die geforderte Flexibilität zu gewähren. Wie sich unschwer erkennen lässt, gilt das aber nicht für alle. Wer Maschinen bedient oder Menschen pflegt, kann das heute und in absehbarer Zeit nicht aus dem Homeoffice. Gleiches gilt für betreuende und lehrende Berufe für Kinder, für die Gastronomie und Serviceberufe und viele andere. Für die Wahl des Berufes oder der Studienrichtung wird die Möglichkeit der flexiblen Arbeitsgestaltung einschließlich der freien Orts- und Zeitwahl aber dennoch zum mehr und mehr bestimmenden Argument. Unter den Bedingungen des dauerhaften Fachkräftemangels (?) ist es eine durchaus rationale Entscheidung, Berufe und Tätigkeiten im Feld der Wissensverarbeitung zu wählen, welche die optimale Verbindung von Beruf und Familie, Arbeit und Freizeit ermöglichen und zudem noch ein gutes Arbeitsklima bieten. Berufe und Tätigkeiten mit „immanenter Anwesenheitspflicht“ geraten da mit wenigen Ausnahmen wie der Arztberuf zwangsläufig auf die Verliererstraße. Selbst dann, wenn die Löhne wie bei Lehrkräften im Sek I und II-Bereich allgemeinbildender Schulen im Vergleich zu anderen Berufsgruppen durchaus akzeptabel sind. Die Frage ist nur: Bleibt es wirklich dauerhaft oder zumindest sehr lange bei dem gegenwärtigen Fachkräftemangel? Oder kommt es wieder zur Zerstörung festgefügter Überzeugungen, wie ich sie mehrfach erlebt habe.

Wenn die Demografie zurückschlägt

Oben habe ich geschildert, welche Rolle das Missverhältnis zwischen Austritt (Babyboomer) und Eintritt (Generation Z) in den Arbeitsmarkt spielt. Für die nächsten Jahre wird dieses Missverhältnis uns noch enorm beschäftigen, aber es ist kein Dauerzustand. Spätestens 2040 ist die Generation der Babyboomer komplett aus dem Arbeitsleben ausgeschieden, wobei ihr Anteil an den Erwerbstätigen und damit die Anzahl der aus dem Erwerbsleben ausscheidenden Personen vorher schon zu sinken beginnt.[3] Als Folge gleichen sich die Zahlen der am Arbeitsmarkt ausscheidenden und eintretenden Personen zunehmend an. Das Missverhältnis verschwindet schrittweise, was den Arbeitsmarkt entlastet. Auf einem anderen Blatt steht die Verschiebung der Alterspyramide hin zu den Älteren, was den Sozialstaat vor neue Herausforderungen stellt.

Auch ein zweiter demografischer Faktor könnte den Fachkräftemangel eindämmen. Deutschland braucht, so hat es das IAB ausgerechnet, jährlich 400.000 Zuwanderer, um die Lücken am Arbeitsmarkt zu schließen.[4] Normalerweise ist das eine enorme Herausforderung und die Prognosen deuten eher auf eine Abschwächung der Zuwanderung. Nicht zuletzt deshalb, weil typische Zuwanderungsländer aus dem Baltikum, Ost- und Südosteuropa in den letzten Jahrzehnten massive Bevölkerungsverluste von bis zu 30 Prozent und mehr hinnehmen mussten und heute selbst unter Fachkräftemangel leiden.

Aber wir leben in extrem unruhigen, volatilen Zeiten und die 1990er Jahre (Flucht vor den Jugoslawienkriegen), die Jahre 2015/16 (Flüchtlingskrise) sowie 2022 (Krieg in der Ukraine) haben mit den durch Krieg und Not verursachten Fluchtbewegungen alle Prognosen pulverisiert. Keiner kann sagen, ob z.B. der Klimawandel mit seinen Folgen für die Lebensbedingungen u.a. im Mittelmeerraum oder neue kriegerische Auseinandersetzungen in den nächsten Jahrzehnten weitere Zuwanderungswellen in das auch dann hoffentlich noch demokratische, liberale und ökonomisch stabile Deutschland auslösen.

Digitale Transformation und Arbeitsmarktentwicklung

Es wird manchen überraschen, aber weder die Computerisierung der 1980er Jahre noch die aktuelle digitale Transformation haben bisher den Arbeitsmarkt durch einen deutlichen Produktivitätsanstieg entlastet. Trotz massiver Digitalisierung, Computereinsatz und Automatisierung hapert es mit der Produktivitätsentwicklung. Diese Erkenntnis wurde bereits 1987 von dem US-Ökonomen Robert Solow mit den Worten „Sie können das Computerzeitalter überall sehen, außer in der Produktivitätsstatistik.“ formuliert. In den 1970er Jahren stieg die Produktivität noch innerhalb einer Dekade um etwa 50 Prozent. Seit dem Jahr 2011, das als virtueller Startschuss der vierten industriellen Revolution gilt, bis 2017 wuchs die Produktivität der Industrie um magere 9 Prozent. In den Jahren vor der Corona-Pandemie kam es in Deutschland in der Industrie sogar zu einem Nullwachstum der Produktivität.[5] Gleiches gilt für die gesamtgesellschaftliche Arbeitsproduktivität. Für die 2010er Jahre weist das Statistische Bundesamt eine durchschnittliche Steigerung von nur noch 0,9 Prozent pro Jahr aus. In den Jahren 2018 und 2019, also noch vor den Verwerfungen, die mit der Corona-Pandemie begannen, stieg die Arbeitsproduktivität in Deutschland um 0,0 und 0,4 Prozent. Es entstanden zwar gerade in Korrespondenz mit der Entwicklung des Internets neue Dienstleistungen.   Aber ein deutlicher Zuwachs der Produktivität wie in vorhergehenden Phasen technologischer Umwälzungen blieb aus. Das ist auch einer der Gründe, warum die oben genannten Studien zu Auswirkungen der Digitalisierung weitgehend in Vergessenheit gerieten und der Fachkräftemangel zum alles beherrschenden Thema wurde.

Seit Beginn dieses Jahres ist nun scheinbar wieder alles anders. Mit dem Aufkommen von auf KI-Systemen beruhenden Text- und Bildgeneratoren ist eine Technologie am Markt angekommen, deren Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt mittelfristig durchaus die Vorhersagen aus 2013 erreichen könnten. ChatGPT 3 und 4 als Textgeneratoren und Dall-E, Midjourney und Google Imagen als Bildgeneratoren sind ständig in den Schlagzeilen, so dass es fast unmöglich ist, die Vielzahl der Publikationen auch nur annähernd zu überblicken. Revolutionär an den Systemen ist u.a. die riesige Menge an Trainingsdaten und die Fähigkeiten, diese in dialogischen Situationen einzusetzen.

Schon ist von einem neuen iPhone-Moment die Rede und die Liste der den KI-Systemen zugebilligten Fähigkeiten wird immer länger. Fast schon klassisch ist ihre Fähigkeit, Texte unterschiedlichster Art zu generieren. Sie reichen von Zusammenfassungen und Protokollen über Gliederungen und komplexen Wissenssammlungen bis hin zu wissenschaftlichen Arbeiten oder Geschichten, Gedichten und Liedern. Bildgeneratoren schaffen überraschende Bilder in hoher Qualität. Ich kann allen Leserinnen und Lesern, die es noch nicht getan haben nur empfehlen, selbst auszuprobieren, was da alles mit einfachsten Zugangsvoraussetzungen möglich ist.

Die Liste der Fähigkeiten geht weiter. Die Sprachmodelle können programmieren, auch wenn Insider anmerken, dass noch eine Menge Fachwissen des beauftragenden Menschen nötig ist, um das Ergebnis zu implementieren und zu nutzen. Selbst die Steuerung von Robotern wird praktiziert. Präsentationen erstellen ist genauso möglich wie der Bau von Webseiten nach einfachen Vorgaben. Die Systeme können mit Menschen sprechen oder Übersetzungen anfertigen. Der neueste Schrei ist ihre multimodale Gestaltung, die es ihnen ermöglicht, gleichermaßen Texte und auch Bilder zu verarbeiten. Bisherige Beschränkungen durch Trainingsdaten bis 2021 werden durch die Ankopplung an das Internet mit Plug-ins überwunden.

Zu den Auswirkungen der KI-Text- und Bildgeneratoren auf die Arbeitswelt und einzelne Arbeitsplätze gibt es im Augenblick mehr Detailuntersuchungen, Vermutungen und Annahmen als übergreifende Forschungsergebnisse. Zunehmend wird klar, dass hier neue Instrumente zur Verfügung stehen, die vor allem Wissensarbeiter*innen der unterschiedlichsten Art betreffen. Die betroffene Wissensarbeit reicht dabei von relativ einfachen sich wiederholenden Aufgaben bis hin zu hochgradig kreativen und spezialisierten Tätigkeiten und Führungsaufgaben. Es fällt schwer eine Grenze zu ziehen, wieweit der Einsatz reichen wird, denn schließlich stehen wir ja noch ziemlich am Anfang einer rasanten Entwicklung.

Eine zweite Schlussfolgerung mag auf den ersten Blick etwas beruhigen: Die Systeme ersetzen nur selten jemand in dem Sinne, dass eine ganze Berufsgruppe überflüssig wird. Sie bieten vielmehr mächtige Werkzeuge, welche die Produktivität der einzelnen Beschäftigten drastisch steigern kann. Es braucht weiter Jurist*innen, Programmierer*innen, Buchhalter*innen, Journalist*innen oder Forscher*innen und sogar Übersetzer*innen. Aber möglicherweise nicht mehr so viele, weil das gleiche Arbeitspensum mit Hilfe der KI von deutlich weniger Personen erledigt wird. Eine Studie der Macher von ChatGPT kommt zu dem Ergebnis, dass rund 80 Prozent der Arbeitskräfte in den USA rund 10 Prozent ihrer Aufgaben an GPTs delegieren werden.[6] Nach einer Untersuchung von Goldmann Sachs könnte ChatGPT weltweit 300 Millionen Vollzeitarbeitsplätze kosten. In den USA sollen vor allem Rechtsangestellte und Verwaltungsangestellte betroffen sein.[7] Aber wie gesagt – das ist erst der Anfang. Wieviel Dynamik aber auch Risikopotenzial in der Technologie steckt, zeigt ein offener Brief von mehr als 1.000 namhaften Brancheninsidern (darunter Elon Musk und andere Tech-Riesen), in dem eine Entwicklungspause gefordert wird, um verbindliche Regeln für Entwicklung und Einsatz für generative KI festzulegen und durchzusetzen.[8]

Es scheint so, als ob die lange ausbleibende Produktivitätssteigerung durch Digitalisierung nunmehr Wirklichkeit wird und die Vision der Forschenden aus dem Jahr 2013 doch noch eintritt.  Als Gegenargument wird immer wieder betont, dass neue Technologien auch neue Tätigkeiten hervorbringen. Beispielsweise für die Entwicklung, den Bau, das Trainieren, die Implementierung und Wartung der neuen Technologien.[9] Oder die vorzugsweise in Billiglohnländern durchgeführte Datenannotation – das sichten, sortieren und markieren von Datensätzen für den Lernprozess der KI.[10]

Angesichts der einfachen Zugangsmöglichkeiten zu den KI-Systemen über das Netz und der Möglichkeit, manche Typen sogar auf normalen Rechnern zu installieren, könnte sich der Bedarf im Unterschied zu anderen Sprunginnovationen allerdings in Grenzen zu halten. Beispiele für echt neue Tätigkeiten sind sogenannte „Prompt Writer“, die Texte für andere Personen verfassen und in der Lage sind, die Leistungsfähigkeit der KI voll auszureizen.[11]

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Welche Qualifikationen werden weiter gebraucht?

Insgesamt ist zu vermuten, dass die Qualifikationsanforderungen an die verbleibenden Wissensarbeiter bei Nutzung von KI eher ansteigen. Sie übernehmen zusätzlich zu ihrer bisherigen Tätigkeit die Funktion von Supervisoren. Dazu brauchen sie enormes Wissen (Abschätzung Plausibilität), methodische Fähigkeiten bei der Fehlersuche und Problemlösefähigkeit, um mögliche Fehler der KI auszubügeln. Sie arbeiten zusammen mit Bedienungsspezialisten für die KI wie die oben genannten „Prompt Writer“ sowie mit IT-Spezialisten wie Systemadministratoren für die Implementation und Integration der KI in die betriebliche IT. Das alles wird aber den zu vermutenden Rückgang des Bedarfes an Wissensarbeiter*innen nicht ausgleichen.

Vor diesem Hintergrund sind wir sehr schnell bei der Frage, welche Betätigungsfelder in Zukunft aufnahmefähig sind für Menschen auf der Suche nach bezahlter Erwerbstätigkeit. Aus meiner Sicht sind das vor allem zwei Tätigkeitsgruppen.

Der erste Bereich umfasst alle Tätigkeiten im direkten Umgang mit Menschen – insbesondere mit Zielgruppen, die ein hohes Maß an Empathie einfordern. Dazu gehören u.a. Pflege, Lehre für Kinder und Benachteiligte. Notwendig sind neben Empathie und Resilienz auch pädagogisch/psychologische sowie pflegerische Kenntnisse und vor allem Fähigkeiten. Für die Lehrkräfte, deren Fehlen ja gegenwärtig die ganze Republik erschüttert, sei noch angemerkt, dass ihr Bedarf in dem Maße sinkt, wie die Lernenden über eigene Lernstrategien und Lernmotivationen verfügen und die Rolle der reinen Wissensvermittlung gegenüber der Persönlichkeitsentwicklung zunimmt. Vereinfacht gesagt: Lehrkräfte in der Kita und der Grundschule sind unverzichtbar. In der Sekundarstufe II kann das schon ganz anders aussehen. Denn alle genannten Gruppen werden schon in naher Zukunft den Zugang zu KI-Systemen als Text- und Bildgeneratoren haben, die Ihnen personalisiertes Wissen in Echtzeit zur Verfügung stellt. In meinem Artikel vom September 2021 zur Zukunft der Weiterbildung in dieser Zeitschrift habe ich sie als persönliche digitale Assistenten bezeichnet und ausführlich beschrieben.

Der zweite Bereich bezieht sich auf den Totalumbau aller von den Menschen verwendeten Technologien mit dem Ziel der Dekarbonisierung (von mir bezeichnet als 5. Industrielle Revolution).[12] Dazu werden Menschen benötigt, die ein ausgeprägtes technisches Grundverständnis, Spezialkenntnisse zu den jeweiligen Technologien und vor allem technologische Fähigkeiten besitzen. In den beiden Bereichen werden gleichermaßen körperliche und Wissensvoraussetzungen benötigt, die sich deutlich von den Fähigkeiten von Wissensarbeiter*innen unterscheiden.

In diesem Zusammenhang könnte man provokativ fragen, woran man die gefährdeten Tätigkeiten der Zukunft erkennt? Die Antwort passt nicht in die aktuelle Diskussion um erstrebenswerte Arbeitsplätze. Denn gefährdet sind zukünftig außerhalb der verbleibenden hochproduktiven Wissensarbeit vor allem solche Tätigkeiten, die vollständig im Homeoffice realisierbar sind und weder direkten Kontakt mit Menschen (Empathie) noch ganzheitlichen Einsatz von Körper und Geist (technologische Tätigkeiten) benötigen.

Folgen des Zusammenwirkens von Demografie und Technologie am Arbeitsmarkt

Die scheinbar provokative Frage wird aber vor allem dann essentiell, wenn wir die oben geschilderte demografische Entwicklung einschließlich der Folgen für die Verfügbarkeit von Arbeitskräften mit der technologischen Entwicklung zusammendenken. Dann wird deutlich, dass wir in nicht allzu weiter Ferne eine erneute Umkehrung der Situation am Arbeitsmarkt erleben könnten. Der Arbeitsmarkt wandelt sich vom Arbeitnehmer- zum Arbeitgebermarkt. Mit allen Folgen für die Erwerbspersonen und die Unternehmen. 

Stehen wir vor einem Epochenbruch?

Seit den Arbeiten von Robert E. Lane (Knowledgeable Societies) und Daniel Bell (The Coming of Post-Industrial Society) gilt unsere Entwicklungsetappe als „die Wissensgesellschaft“. Die mit KI erreichbare extreme Produktivitätssteigerung bei der Wissensverarbeitung hat Ähnlichkeiten mit den Produktivitätssteigerungen beim Übergang von der Agrar- zur Industriegesellschaft und von der Industriegesellschaft zur Wissensgesellschaft. In beiden Fällen wurden durch Produktivitätssteigerungen massenhaft Arbeitskräfte in der alten Produktionsweise freigesetzt, die Eingang in neue Wirtschaftsbereiche fanden.

Es wäre interessant zu diskutieren, ob auch die Wissensgesellschaft vor einem solchen Übergang steht. In dem Sinne, dass die dank KI hochproduktive Wissensarbeit deutlich weniger Beschäftigte aufnimmt, die dann in den Care-Sektor und den Umbau der technologischen Basis unserer Gesellschaft wandern.  Die Wissensgesellschaft würde dann (möglicherweise) transformiert zur Care-/ Zero Carbon Society.

Was Wissensarbeiter*innen tun können:

Dieser Artikel erscheint in voller Länge zusammen mit einem Tutorial für Wissensarbeiter:innen demnächst auf der Seite https://www.managerseminare.de/.

Buchen Sie uns gerne für einen Vortrag

Gerne kommen unsere professionellen Keynote-Speaker:innen zu Ihnen ins Haus, um einen umfassenden Blick über KI und Arbeit zu geben.

Zu den Speakern

Quellen:

[1] https://www.oxfordmartin.ox.ac.uk/downloads/academic/The_Future_of_Employment.pdf

[2] https://www.businessinsider.de/wirtschaft/rekord-bei-offenen-stellen-unternehmen-in-deutschland-suchen-zwei-millionen-mitarbeiter/

[3] Angenendt, S. (2015): Politische Steuerung der Zuwanderung. In: Nachrichten. Magazin der Akademie für Raumforschung und Landesplanung, 45. Jg., H. 3/2015, S. 11 – 17.

[4] https://www.deutsche-handwerks-zeitung.de/deutschland-braucht-jaehrlich-400-000-zuwanderer-212632/?gclid=EAIaIQobChMI6_7P_Kj3_QIVs49oCR1wpQC5EAMYAyAAEgLR0_D_BwE

[5] https://www.piqd.de/volkswirtschaft/stagnierende-arbeitsproduktivitat-die-herausforderung?ref=dailydigest&utm_campaign=viewpiq&utm_content=2021-10-15&utm_medium=email&utm_source=dailydigest_contenttable

[6] https://www.chip.de/news/Macht-ChatGPT-Sie-bald-arbeitslos-Diese-Berufe-sind-besonders-bedroht_184709535.html?layout=amp

[7] https://t3n.de/news/ki-chatgpt-arbeitsplaetze-beeintraechtigen-gefaehrdet-1544426/?xing_share=news

[8] https://www.stern.de/amp/digital/online/entwicklungspause-fuer-chatgpt–elon-musk-und-tech-riesen-warnen-vor-ki-33327968.html

[9] https://amp.focus.de/finanzen/chatgpt-warum-ki-eine-jobmaschine-statt-jobkiller-sein-wird_id_189475017.html

[10] https://netzpolitik.org/2023/datenarbeit-wie-millionen-menschen-fuer-die-ki-schuften/?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE

[11] https://www.notebookcheck.com/Neuer-Beruf-durch-ChatGPT-Prompt-Writing-mit-Jahresgehalt-bis-zu-300-000-US-Dollar.702228.0.html

[12] https://themis-foresight.com/publications/energie-report/


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Methoden der Strategie-Planung mit Foresight

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    Themis Foresight
  • August 2023
  • Artikel

Warum brauchen Unternehmen eine Strategie?

Der Zweck von Strategieplanung und -entwurf in Unternehmen besteht darin, eine klare und langfristige Ausrichtung zu schaffen, um die Ziele und Visionen des Unternehmens zu erreichen. Durch den strategischen Planungsprozess setzen Unternehmen einen Rahmen für ihre Entscheidungen und Aktivitäten. Strategieplanung hilft dabei, eine klare Richtung vorzugeben und alle Bereiche des Unternehmens auf gemeinsame Ziele auszurichten. Sie unterstützt die Identifizierung von Stärken und Schwächen, Chancen und Risiken und ermöglicht es Unternehmen, auf Veränderungen in der Geschäftsumwelt proaktiv zu reagieren. Darüber hinaus fördert die Strategieplanung die Kommunikation innerhalb der Organisation und ermöglicht es den Mitarbeiter:innen, sich mit der Vision des Unternehmens zu identifizieren und ihre individuellen Beiträge zu leisten, um die gesamte Organisation auf Erfolgskurs zu halten.

Welche Rolle spielt Corporate Foresight in der Strategieplanung?

Corporate Foresight kann die Strategie-Entwicklung in vielerlei Hinsicht unterstützen und ergänzen. Außerdem helfen im Foresight-Prozess entwickelte Szenarien, bestehende Strategien zu überprüfen. Themis Foresight entwickelt mit Unternehmen zukunftsresiliente Strategien. Dabei nutzen wir Methoden wie das Backcasting, die Szenario-Analyse, Delphi oder die Causal Layered Analysis. Wir erstellen Zukunftsbilder oder unterziehen Strategien mit Hilfe von Zukunftsszenarien einem Stresstest.

Verschiedene Strategieansätze wurden im Laufe der Zeit entwickelt, um den Herausforderungen der Komplexität und Unsicherheit gerecht zu werden. In diesem Beitrag werden wir uns einige dieser Ansätze an. Corporate Foresight kann manche dieser Ansätze sinnvoll ergänzen und unterstützen.

Foresight-basierte Strategieplanung

Im ersten Schritt werden in einer Delphi-Studie zukünftige Trends und Umweltentwicklungen (STEEP) evaluiert. Basierend darauf entwickeln Unternehmen verschiedene Zukunftsszenarien. Diese Szenarien verbinden künftige Entwicklungen mit gegenwärtigen Bedingungen. Sie  illustrieren Trends, wichtige Entscheidungen, wegweisende Veränderungen, Ereignisse und deren möglichen Konsequenzen. Daraus leiten Unternehmen ein wünschenswertes aber dennoch realistisches Zukunftsbild für sich ab – sozusagen ein Polarstern, der die Organisation leitet. In einem Backcasting-Verfahren werden aus der Zukunft heraus notwendige Schritte für jetzige Planungen abgeleitet. Daraus ergibt sich eine kurz-, mittel- und langfristige Strategie.

Themis Foresight unterstützt Unternehmen in diesem Prozess. Mehr zu unseren Methoden.

Hoshin Planning

Hoshin Planning, auch als Policy Management oder Hoshin Kanri bekannt, ist ein japanischer Ansatz zur strategischen Planung, der die Ausrichtung von Unternehmenszielen und -maßnahmen fördert. Dabei wird eine Vision entwickelt und daraus Top-Down-Ziele durch die Organisation auf allen Ebenen abgestimmt. Die klare Verknüpfung von strategischen Zielen mit operativen Aktivitäten unterstützt die Ausrichtung der gesamten Organisation und ermöglicht eine bessere Umsetzung der Strategie, da alle Mitarbeitenden auf dieselben Ziele fokussiert sind.

Themis Foresight unterstützt Unternehmen dabei, ein Zukunftsbild zu entwickeln und somit eine wünschenswerte aber durchaus realistische Vision für ihre Zukunft zu entwerfen, die sowohl Trends und Entwicklungen der Branche aber auch Umweltfaktoren mit einbezieht. Dieses Zukunftsbild bildet die Grundlage für die weiteren strategischen und operativen Aktivitäten eines Unternehmens, die die Hoshin-Planning-Methode anwenden.

Mintzberg-Strategiebrücke

Die Mintzberg-Strategie greift sieben verschiedene Perspektiven auf, die Führungskräfte bei der strategischen Ausrichtung einnehmen sollen. Der Fokus dieser Planungs-Methode ist die Vielfalt und Komplexität von strategischem Denken. Die Perspektiven sind: 1. Der Blick zurück (was hat funktioniert, was nicht?), 2. der Blick seitwärts (Mitbewerber), 3. der Blick von oben (Analyse des Gesamtmarkts und des Systems, STEEP/PESTEL), 4. der Blick von unten (Stärken, Schwächen und Finanzaspekte des Unternehmens), 5. Blick nach vorn (Zukunftsszenarien), 6. Blick darüber hinaus (Zukunfts-Entwicklungen, Ungewissheiten), 7. Perspektiven der Umsetzungen der Strategie.

Corporate Foresight setzt hier vor allem bei Punkt 5 und 6 an. In Szenarien unterstützen wir Unternehmen dabei, wahrscheinliche, mögliche und wünschenswerte Zukünfte auszuarbeiten, undenkbare Zukünfte durchzuspielen und deren Auswirkungen auf ihr Geschäftsmodell zu prüfen. In Zukunftsbildern entwickeln wir wünschenswerte aber realistische Visionen für Unternehmen.

Strategisches Dreieck

Das strategische Dreieck ist ein Modell, das die drei strategischen Hauptziele eines Unternehmens darstellt: Unternehmen (Mehrwert), Markt (Differenzierung) und Kundschaft (Zielgruppe). Die Herausforderung besteht darin, diese Ziele miteinander in Einklang zu bringen, um eine nachhaltige Wettbewerbsposition zu erreichen.

Corporate Foresight kann Unternehmen dabei helfen, Trends und Entwicklungen der nächsten Dekade(n) in die Marktbetrachtung miteinzubeziehen und zu evaluieren, wo sich die Zielgruppe perspektivisch hinentwickelt, was gerade bei langen Produktentwicklungen von Vorteil ist.

Blue Ocean Strategie

Die Blue Ocean-Strategie zielt darauf ab, neue, unerschlossene Märkte zu erschließen, anstatt in umkämpften „roten Ozeanen“ zu kämpfen, in denen sich auch die Konkurrenz tummelt. Durch die Schaffung innovativer Produkte oder Dienstleistungen, die Kundenbedürfnisse auf neue Weise erfüllen, können Unternehmen erfolgreich blaue Ozeane erschließen und so Wettbewerbsvorteile erzielen.

Unsere Corporate Foresight zielt genau darauf ab, blaue Ozeane der Zukunft frühzeitig zu erschließen und für sich zu besetzen. Mit Hilfe von Zukunftsbildern, Analysen zu Kunden und Zielgruppen der Zukunft und Szenario-Entwicklung erschließen wir für ihr heutiges Geschäftsmodell neue Marktchancen.

Porter-Strategie / Wettbewerbsmatrix

Michael E. Porter entwickelte die nach ihm benannte Porter-Strategie, die sich auf die Wettbewerbsstrategie eines Unternehmens konzentriert. Er beschrieb zwei grundlegende Strategieoptionen: Kostenführerschaft und Differenzierung. Unternehmen können sich entweder auf die Kostenführerschaft konzentrieren, um Produkte oder Dienstleistungen zu niedrigeren Preisen anzubieten, oder auf Differenzierung, um sich durch einzigartige Merkmale oder Qualität von Mitbewerbern abzuheben. Als dritte Wettbewerbsstrategie führt er die Fokussierung, also die Nischenstrategie an.

Themis Foresight nutzt Methoden der Foresight, um Trends und Entwicklungen zukünftiger Märkte zu erkennen, sodass Unternehmen sich nicht nur kurz- sondern auch mittel- und langfristig von ihren Wettbewerbern differenzieren.

EKS-Strategie

Die EKS-Strategie (Engpasskonzentrierte Strategie) wurde von Wolfgang Mewes entwickelt und legt den Fokus auf die Identifikation von Minimumfaktoren bzw. Engpässe. Mewes ist einer der Vorreiter der kybernetischen Managementlehre in Deutschland. Die vier Prinzipien der EKS-Strategie sind die ganzheitliche Spezialisierung (Fokussierung auf eine möglichst kleine Zielgruppe mit gleichen Problemen, Ansprüchen und Bedürfnissen), das Minimumprinzip (Probleme zu lösen, die dem aktuellen Engpass dieser Zielgruppe entsprechen), Immaterielles vor Materiellem (Wo wird Wert geschaffen?) und die Nutzenmaximierung (Ausmaß des Produktnutzen).

Die EKS-Strategie bietet eine pragmatische und effiziente Möglichkeit, die Effektivität des Unternehmens zu steigern und seine Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen.

In Delphi-Studien untersuchen wir, was die Kunden der Zukunft antreibt und welche Probleme und Bedürfnisse diese mittel- und langfristig haben werden. So können wir ableiten, welchen zukünftigen Produktnutzen und welches Werteversprechen ihr Unternehmen erfüllen muss, um langfristig einen Wettbewerbsvorteil zu erlangen.

Fazit

Alle vorgestellten Strategieansätze haben ihre Vorzüge. Gerade für Unternehmen, die resiliente Strategien in volatilen und komplexen Zeiten wollen, ist der Ansatz, die Strategie aus der Zukunft heraus zu entwickeln, besonders vielversprechend. Unternehmen, die Foresight-Methoden verwenden und verschiedene Szenarien betrachten, können besser auf Veränderungen reagieren. Foresight ermöglicht es, Chancen und Herausforderungen frühzeitig zu erkennen und proaktiv neue Märkte zu erschließen oder innovative Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln.

Die Kombination von Foresight und strategischer Planung schafft eine solide Grundlage für langfristigen Erfolg. In einer sich schnell verändernden Welt kann die Integration von Foresight in die strategische Planung den entscheidenden Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg ausmachen.

Themis Foresight unterstützt Unternehmen aller Branchen gerne mit ihrer langjährigen Expertise.

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Szenarien für CFOs: Unternehmen in einer neuen Weltordnung – Jan Berger auf dem Handelsblatt CFO Summit

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  • Juni 2023
  • News

Jan Berger auf dem Handelsblatt CFO Summit. Bild: Handelsblatt CFO Summit.

Themis Foresight CEO Jan Berger war als Redner auf dem CFO-Summit des Handelsblatts, das am 11. und 12. Juni 2024 in Düsseldorf stattfand. Dieses einflussreiche Event lockte eine Vielzahl von CFOs und Finanzvorständen an, die sich den aktuellen Herausforderungen der Wirtschaft stellen wollen.

Das Handelsblatt: „Das neue Herausforderungen auf alle zukommen, ist offensichtlich. Sie, als CFO, müssen diesen mit kreativen Lösungen begegnen und gleichzeitig einen kühlen Kopf bewahren.“. Der Handelsblatt CFO-Summit 2023 bot den Teilnehmern die Möglichkeit, mit Vordenkerinnen und Experten über die Auswirkungen aktueller Entwicklungen auf ihr Business zu diskutieren. Themen wie Umgang mit Risiken, Umsetzung neuer Strategien, Mangelwirtschaft, Rohstoffverknappung, Betriebsunterbrechungen sowie Welthandel, Globalisierung und Lokalisierung standen im Mittelpunkt der Veranstaltung.

Jan Berger, CEO von Themis Foresight, nutzte seine Keynote, um seine Expertise zu teilen und den Teilnehmer:innen fünf Szenarien für Europas Wirtschaft in einer neuen Weltordnung vorzustellen. Mit tiefgreifendem Wissen über die Trends und Entwicklungen in der globalen Wirtschaftslandschaft gab er den CFOs und Finanzvorständen Einblicke in die Welt der Corporate Foresight.

Unsere neueste Studie

Fünf Szenarien für europäische Unternehmen in einer neuen Weltordnung

Zum Download

In seinem Vortrag verdeutlichte Jan Berger, welche Risiken CFOs und Finanzvorstände in einer sich verändernden Weltordnung antizipieren sollten und wo sich, je nach Szenario, neue Chancen auftun könnten.

Wer Einblicke in die Szenarien möchte, kann sich die Studie frei auf unserer Website downloaden.

Jan Bergers Präsentation lieferte wertvolle Erkenntnisse für die Teilnehmer des Handelsblatt CFO-Summits 2023. Sie eröffneten neue Perspektiven und regten zum Nachdenken über die strategische Ausrichtung von Unternehmen an. Die CFOs und Finanzvorstände wurden ermutigt, den Wandel als Chance zu betrachten und innovative Lösungen zu finden, um ihre Unternehmen erfolgreich in die Zukunft zu führen.

Nächste Veranstaltung: Future Lab am 18. & 19. Oktober in Berlin

Europas Wirtschaft befindet sich im Umbruch. Was müssen Vorstände und C-Level Executives schon heute antizipieren? Welche falschen Annahmen haben wir zu den Entwicklungen in China und Afrika? Erfahren Sie es von unseren Expert:innen und diskutieren Sie die Ergebnisse in kleinem Kreis mit 20 anderen Executives.

Zur Anmeldung

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Hoher ROI bei Künstlicher Intelligenz – Guideline für den erfolgreichen Einsatz von KI in Unternehmen

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  • Juni 2023
  • News

Carina Stöttner auf der Rise of Technology in Österreich (Bild: LSZ.at)

„Man kann nicht einfach ein KI-System einkaufen, es einschalten und auf das Beste hoffen – das wird in einem Desaster enden“ – diesen Satz sagte letztes Jahr eine unserer Expertinnen unserer KI-Studie.

Investments in KI sollen sich für Unternehmen lohnen. Schließlich werden sie meistens eingesetzt, um langfristig Kosten einzusparen. Die Realität: viele heutige KI-Systeme versagen. Warum? Auch eine künstliche Intelligenz muss „ongeboardet“ werden. Wenn ich einen neuen Mitarbeiter einstelle, vermittle ich ihm ja ebenfalls die Unternehmenswerte, die Ziele, die Feinheiten, auf die er achten muss. Bei KI sollten wir ähnliche Maßstäbe anlegen.

Auf der Rise of Technology in Waidhofen an der Ybbs in Österreich präsentierte Themis Foresight Geschäftsführerin Carina Stöttner im Juni wie die Implementierung ethischer Leitlinien zusammen mit strategischen Zielen und Unternehmenswerten in KI-Systeme zu einem hohen ROI führen kann.

Gerne unterstützen wir Unternehmen dabei, ihre KI-Systeme langfristig nachhaltig und finanziell lohnenswert zu etablieren. Wir erstellen KI-Richtlinien, die Entwickler:innen helfen, die richten Daten und KI-Modelle auszuwählen und die intern für Datenschutz, Compliance-Abteilungen oder Betriebsrat vorgelegt werden können.

KI-Richtlinien für Ihr Unternehmen

Wie sehen solche ethischen KI-Richtlinien aus? Was muss ich beachten? Hier geht es zu unserer KI-Ethik-Checkliste und den Richtlinien.

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Interview: European businesses will face many challenges in the coming years

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    Jan Berger
  • Juni 2023
  • Interview

Jan Berger speaking at the CFO Forum of KPMG in Greece.

I am happy to reproduce in English an interview that I gave to Greek BusinessNews.gr last week. The original can be found here. Thank you Dimitris Tsoukalas for the interview!

Interview between BusinessNews.gr and Jan Berger – Themis Foresight

Shortly before his participation in KPMG’s 21st CFO Forum in Greece, the founder and CEO of the think tank Themis Foresight spoke to BusinessNews.gr about the future of the European economy and the challenges and opportunities it may bring.

What will be the scope of your keynote at the 21st CFO Forum in Greece? What will you try to get across to the attendees?

I will discuss how the global shifts in economic weight and interests, technological innovation, and financial infrastructure may impact on the European economy. I will also look at changes within the EU itself and sketch out five scenarios for the European economy that my company, Themis Foresight, has developed over the last year. I’m looking forward to the discussion!

What are the main changes that you see taking place regarding the European economy in the following years?

The economies of the EU face several challenges in the coming years. Broadly speaking (and of course there are exceptions), in the last three decades, EU corporations have relied on cheap energy from Russia, cheap commodities from China, cheap security from the U.S., cheap credits from central banks, and the export of high-tech to developing countries in the “global South”. All these premises are gone. It used to be that large manufacturers were in a situation where they could make entire nations dependent on their technologies – not only through the actual products, but through service contracts, consulting, etc. This business model of technology dependence is gone because there are plenty of alternatives on the market. Developing nations are aware of this and leverage these changed conditions in their favor.

Furthermore, the fate of the EU is not decided. Under the impact of the Ukraine war the political center of the EU has shifted from Western Europe further to the East. France and Germany are not aligned. Strong anti-EU tendencies have led to BREXIT, and similar exits may be possible. There’s also a fierce competition of different policy outlooks among European leaders. Some favor more centralization in Brussels, others view the EU as a utilitarian bloc. Irredentism, while currently somewhat of a marginal political force, is still very much alive in a number of Eastern EU countries. Currently, the EU seems incapable of formulating a joint strategy that would satisfy all of its member states.

What are the sources and the reasons for these changes and which sectors are going to be affected the most?

European technology, especially, but not only, in the digital space, are increasingly non-competitive with China and the U.S. And we’re only looking at the beginning of this development. The Australian ASPI institute recently published a report in which they compared scientific publications around critical future technologies and came to the conclusion that China is in the lead in 37 out of 44. Formerly developing nations like China or India are making their economic weight felt in the world. G7 GDP (PPP) was surpassed by that of the BRICS states. This gives them leverage in global politics. The African continent will be a major source of economic growth and technological development in the coming decades. This has different implications on different sectors of the economy. Automotive and its suppliers may be hit very hard lest it proves capable of not only mastering the scale-up of electric mobility, but to also develop new mobility concepts. European manufacturing is still very advanced. Yet, other countries are closing the gap or have already surpassed European manufacturers when it comes to new materials.

We also witness a strong regionalization of economic zones. The picture that we’re headed into a global confrontation between China and the U.S. is one-sided and only one scenario. We may also see the development of up to a dozen trade regions that will negotiate new conditions and new rules of trade. This will impact heavily on the logistics sector with new routes, new types of logistics. For instance, Europe remains energy-hungry but has foreclosed energy imports from Russia. Last, but not least, energy-intensive industries like chemicals or steel are at a severe competitive disadvantage due to the high energy prices in Europe.

In February Themis Foresight published the document “At the Cusp of A New Era” presenting five scenarios for European business in a new world order. Could you present them to us in brief? Which of the five do you think most likely to happen?

The scenarios are deliberately set for the year 2045. And the purpose of the scenarios was not to determine the likelihood of any one scenario to win out, but rather to enable businesses and politics to jointly discuss the merits of each scenario for their own purpose. Four scenarios are politically driven. A fifth scenario is counterfactual and hypothetical if business had its own way without having to worry too much about political interference. Our scenario “History Ends, Again” discusses the impact for the European economy if the “global West” maintained its leadership in the world, still dominated heavily by the U.S. Our scenario “The Great Exit” looked into the question of what would happen if the EU were to fall apart. In some countries of the EU, we observe strong tendencies of focusing on the internal market only, spiced with concepts of degrowth economics. We called it “Global Village Europe”. And the fourth political scenario “A Flourishing Middle-Power” anticipates a Europe that navigates the global tensions to its own advantage and makes itself less dependent on American security policy. Glimpses of such a scenario could be observed during French president Emmanuel Macron’s recent visit to China.

Five Scenarios for European Business

New World Order

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Are there challenges that European business will have to face in the future that are included in any given scenario?

Yes, every scenario discusses trade-offs. But the challenges are different and not only limited to business. A significant premise for any continued Western leadership in the world is not only an acceleration of innovation cycles in industries, but the ability to rally the majority of the population behind the idea of Western democracy which has started to erode in reaction to Reaganomics in the U.S., Thatcherism in the U.K., and austerity measures in the wake of the world financial crisis of 2008. Will there be sufficient financial resources and inventiveness and social flexibility to achieve this?

The scenarios that anticipate less European involvement in an American-led security doctrine need to anticipate a significant increase in spending on defense. This money is currently allocated in education, social welfare or economic subsidies like agriculture. Either way, it’s not going to be easy to negotiate new priorities.

What would you advice CFOs and business leaders in Greece? Where must they focus in order to cope with the new world landscape and the shifts in the European economy? 

With shipping, transportation, and tourism being three strong pillars of the Greek economy, CFO’s should closely watch the development of international financial mechanisms. The dominance of the U.S. Dollar is being challenged everywhere in the world – not only in deals that Sino-Saudi oil trade can be handled in Yuan or the trade between Brazil and China in Yuan. The Shanghai Cooperation Organization, ASEAN, BRICS, etc. have encouraged initiatives for trade in local currencies. The Mercosur states discuss the introduction of a joint currency similar to the Euro in Europe. This calls for a diversification of currency portfolios. It may also mean for the banking sector an increase of the cost of capital on top of inflationary tendencies, and thus debt financing through banks may become more difficult. Other financial products may be called for that weigh less on the balance sheets of banks and corporations.

More broadly speaking, we have observed a shift of innovation away from only digital technologies towards technologies that have a positive impact on the environment – be it around climate issues with renewable energies, renewable or climate-neutral materials, circular economies, but also in agriculture with a focus of innovation going in the direction of reversing damages to biodiversity that we have inflicted on nature in the last two centuries. Innovating in this space and being able to scale such new forms of production will be a core component of the economies of the future. As refined petroleum products will gradually be replaced by alternatives such as hydrogen or carbon-neutral ammonia and other fuels, this will have implications not only on end-production but also delivery routes and techniques. Greek business may be well-positioned to innovate in these areas.

Can your strategy stand the stress test?

We apply our scenarios to business models and strategies of our clients. Which developments do you need to anticipate? Which risks could emerge? And what new chances are there?

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KI und Fachkräftemangel

In unserem Future Lab letzte Woche führte Dr. Bettina Volkens, ehem. Personalvorständin der Lufthansa an, dass der HR-Bereich eine höhere Priorität auf Vorstandsebene erhalten muss. Klar ist: der Arbeitsmarkt steht vor großen Veränderungen und der Fachkräftemangel wird uns noch eine ganze Weile begleiten. In der nächsten Dekade werden mehrere Millionen Erwerbstätige fehlen. Es leuchtet also ein, dass HR eine höhere Aufmerksamkeit in Unternehmen erhalten muss. Heutige Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel greifen jedoch nur oberflächlich. Sie ignorieren das eigentliche Problem: die Fische im Teich werden weniger. Viele Unternehmen setzen auf falsche Trendpferde, anstatt bestehende Arbeitskraft durch Automatisierung und einen klareren Fokus freizusetzen.

In diesem Whitepaper erfahren Sie, welche Folgen die Integration von KI in Arbeitsabläufe hat und welche Aspekte Ihr Personalwesen auf dem Schirm haben muss.

Falsche Trendpferde

In den nächsten 12 Jahren werden 7 Millionen Menschen oder 15% den Arbeitsmarkt Deutschland verlassen. Würde sich bis dahin am Bedarf an Arbeitskraft nichts ändern, würden im Jahr 2035 Unternehmen gegeneinander um Mitarbeitende in einem permanent um 10% unterdeckten Arbeitsmarkt konkurrieren. Es wird sicher anders kommen, doch die Frage ist wie?

Wir haben uns in den letzten Monaten immer wieder angeschaut, was die klassischen Personalberatungen ihren Kund:innen empfehlen:

  • „Das Recruiting muss sich an den Arbeitskräftemangel anpassen.“
  • „Das Homeoffice wird bleiben.“
  • „Mit Zusatzleistungen kann man sich von der Konkurrenz unterscheiden.“
  • „Employer Branding wird eine entscheidende Rolle beim Halten und Gewinnen von Mitarbeitenden spielen.“
  • „New Work“

In unseren Future Labs sprechen wir über falsche Trendpferde. Tauschen Sie sich einen Tag intensiv zu einem Fokusthema mit Executives anderer Branchen aus.

Diese derzeit gängigen „Weisheiten“ sind zwar nicht falsch, aber blind für den eigentlichen Eisberg. Das Homeoffice mag in manchen Tätigkeitsbereichen bleiben, doch war es auch schon in den Zeiten der Covid-Lockdowns keine Lösung für Arbeit in der Produktion. Maschinen beladen und reparieren sich oft noch nicht von allein. Employer Branding ist sicher ein hilfreiches Instrument, das eigene Unternehmen in den Arbeitsmarkt strahlen zu lassen. Doch werden Sie nicht die einzigen sein, die mit diesem Mittel versuchen, Fachkräfte anzulocken. Bei bis zu 7 Millionen fehlenden Arbeitskräften ist der Teich, in dem wir fischen, leer. Sie mögen ja einen leckeren Köder auswerfen, aber wo keine Fische sind, beißt auch keiner an.

Auch das vielgepriesene „New Work“ ist kein Rezept, das Unternehmen, die im internationalen Wettbewerb stehen, Erfolg verspricht. Aus zwei Gründen: 

1) Als New Work vor inzwischen über 40 Jahren ersonnen wurde, war das Problem, das es zu lösen versuchte, ein ganz anderes. Die ersten Centers for New Work im Detroit der 80er-Jahre versuchten das Problem der Massenarbeitslosigkeit aufgrund der Massenentlassungen in der von der Ölkrise gebeutelten Autoindustrie zu lösen. Das ist das Gegenteil der heutigen Situation! 

2) Die Medizin, die von Frithjof Bergmann und seinen Mitstreiter:innen verabreicht wurde, war ein Wirtschaftsmodell kommunaler Selbstversorgung – gewissermaßen eine Weiterentwicklung der Ideen des russischen Anarchisten Michail Bakunin im 19. Jahrhundert, der die Industrialisierung bekämpfte. Solche Wirtschaftsmodelle können funktionieren und benötigen dafür passende Arbeitsmodelle. Aber der Schuh passt nicht für Industrieriesen wie Siemens, Volkswagen oder Bayer oder die vielen Hidden Champions und KMU in der deutschen Wirtschaft.

Auch Forderungen nach Lockerungen der Regeln für Arbeitsmigration sind an sich nicht falsch. Doch auch diese setzen in vielen Fällen an einer Fiktion an. Denn der demografische Wandel ist kein deutsches Phänomen. Ganz Europa altert. China altert schneller als Deutschland. Der einzige Kontinent, der auf lange Sicht Nachwuchs schafft, ist Afrika. Vielleicht haben sie auch gelesen, dass dem Tesla-Werk bei Berlin noch immer 5.000 Arbeitskräfte fehlen. Diese sollten zum großen Teil aus Polen kommen. Doch diese Rechnung geht nicht auf.

Automatisierung von Kopf- und Handarbeit

Ein vielversprechenderer Ansatz ist die konsequente Automatisierung aller sich wiederholenden Tätigkeiten. In diesen Bereichen hat es in den letzten Jahren massive Fortschritte gegeben! Wir müssen uns nur die Bilder von Verpackungsrobotern in Lagerhallen vor Augen führen oder mit einer Drohne durch die Gigafactory Grünheide fliegen, um uns eine Arbeitswelt von morgen mit mehr Robotern als Menschen vorzustellen. Dass das wirtschaftlich hochgradig sinnvoll ist, wird von Christoph Krachten in diesem Artikel gut aufbereitet.

Der Hype der letzten Monate rund um ChatGPT führt auch deutlich vor Augen, welche Tätigkeiten, die bis vor Kurzem noch scheinbar „für immer“ in der menschlichen Domäne lagen, durch Algorithmen mit hoher Effizienz ausgeführt werden können. Das Potenzial, Arbeitskraft freizusetzen oder vielmehr fehlende Arbeitskraft zu kompensieren ist enorm. Und es lohnt sich für Unternehmen, genau in diese Richtung zu denken. Ist es weiterhin sinnvoll, zehn FTE mit der Erstellung von Texten oder Foliensätzen zu beauftragen oder integrieren Sie bald diese Tätigkeiten in ihren Arbeitsalltag wie dereinst das Telefonieren, Tippen oder E-Mails?

Unsere Angebote zu KI und Arbeit

  • Wenn Sie Interesse daran haben, mit uns diese Themen zu vertiefen und über Ansätze nachzudenken, die über Employer Branding und New Work hinausgehen, dann kommen Sie gern zu unserem Future Lab am 20. September in Berlin zu KI in der Arbeitswelt.
  • Lesenswert istdieses Whitepaper, in dem wir die zunehmende Verschmelzung menschlicher und maschineller Tätigkeiten beleuchten. Wie wird Robotik und Künstliche Intelligenz das Personalwesen in Unternehmen erweitern? Welche menschlichen Fähigkeiten spielen zukünftig noch eine Rolle? Welche Überlegungen müssen Unternehmen in Bezug auf ihre Arbeitsabläufe anstellen, wenn KI integriert wird?
  • Wenn Sie bereits KI einsetzen oder planen, ein KI-System zu integrieren, eignet sich unsere KI-Masterclass, um alle relevanten Mitarbeiter:innen an Bord zu holen.
  • Ob Compliance, Datenschutz oder externe Prüfer. Der Einsatz von KI in Unternehmen braucht ethische Richtlinien. Für die interne und externe Prüfung: Downloaden Sie unsere KI-Checkliste. Was fehlt bei Ihren KI-Ethik-Richtlinien?

Der Einsatz solcher Technologien erfordert:

Neue Skills und Kompetenzen

Gehen Sie den Weg einer konsequenten Automatisierung ihrer Produktions- und Bürotätigkeiten, werden sie nicht gezwungen sein, in einem überfischten Arbeitsmarkt nach Fachkräften zu suchen. Sondern sie trainieren Ihre Mitarbeitenden heute schon auf Tätigkeiten, die in 2, 5, 10 und 15 Jahren Normalität sein werden. Wie diese Tätigkeiten aussehen, lässt sich heute schon beschreiben. Denn die Herausforderungen und Folgen von neuen Technologien lassen sich ablesen, noch lange bevor diese serienreif sind. In unserem Future Lab zu Future Skills und die Zukunft der Arbeit letzte Woche diskutierten wir mit Executives, dass Wissen in den nächsten Dekaden an Bedeutung verlieren wird, die richtige Einstellung, wie z.B. Neugier oder Lernbereitschaft einer Mitarbeiterin, jedoch zunehmend gefragt sein wird.

In einem Projekt Anfang 2017, in dem wir auch die Interaktion zwischen Mensch und Künstlicher Intelligenz untersuchten, stolperten wir über das Problem, dass KI voller Vorurteile steckt und wir über kurz oder lang gezwungen sein werden, KI zu entwickeln, die Unternehmenswerte respektiert und einhält. Wir wussten nicht, wie diese Tätigkeit in Zukunft heißen wird und gaben ihr den Namen „KI-Flüsterer“. Doch konnten wir sehr genau antizipieren, mit welchen Methoden Menschen in dieser Tätigkeit arbeiten werden, mit welchen Iterationen von Technologie, mit wem sie kommunizieren werden, wie sie an ihr Unternehmen gebunden sind und welche Bedürfnisse sie haben werden. In diesem Projekt entwarfen wir über ein Dutzend zukünftiger Tätigkeitsprofile in White Collar und Blue Collar-Bereichen und waren sehr erfreut, dass die erforderlichen Skills und Kompetenzen danach in zwei Trainingsprogrammen für Mitarbeitende des Unternehmens ausgerollt wurden.

Einige dieser Ergebnisse flossen in unser Buch „Die Zukunft der KI im Talentmanagement“ ein. Ein weiteres hervorragendes Buch zu diesem Thema ist „Employability Management 5.0“ mit einer Sammlung hervorragender Artikel zu kontinuierlichem Lernen.

Die zukünftige Rolle von HR

Kommt die Arbeitswelt von morgen so wie oben angerissen, dann verändert sich auch die Rolle von Personalarbeit. Denn dann gilt es, das Zusammenspiel von Menschen, Robotern und Algorithmen zu orchestrieren. Erst neulich berichtete mir ein COO von einer großartigen Maschine, die sein Unternehmen sich angeschafft hatte. Leider hatte sie den Mangel, dass ihre Programmiersprache so kompliziert war, dass nur die wenigsten sie erlernen konnten. Und es kommt immer wieder zu Produktionsausfällen, weil die wenigen Mitarbeitenden, die die Maschine programmieren können, krankheits- oder urlaubsbedingt immer mal wieder ausfallen. Wenn diese Maschine ein Mensch gewesen wäre, hätten Sie ihn eingestellt?

Personalbereiche von Unternehmen werden in Zukunft deutlich mehr eine Entscheidungsfunktion haben, wenn es um den Einkauf von Maschinen und Algorithmen geht. Das Problem der oben genannten Maschine ist einfach zu lösen. Low Code-Anwendungen, die es Menschen ermöglichen, Programme zu erstellen, indem sie z.B. Prozess-Piktogramme neu arrangieren und einer Engine die eigentliche Programmierung überlassen, gibt es heute schon. Dem Hersteller dieser großartigen Maschine wird zukünftig keine Wahl bleiben, als eine Lowcode-Anwendung mit seiner Maschine auszuliefern. Wie diese Lowcode-Anwendung auszusehen hat, wird HR vorgeben.

Das Gleiche gilt für die Auswahl von Algorithmen. Wenn Ihr Unternehmen sich Diversität, Fairness, Chancengleichheit auf die Fahnen schreibt, dann müssen Algorithmen diese Werte leben können. Die Anforderungen beim Einkauf wird HR besser formulieren können, als ihr IT-Bereich.

Weg mit den Bullshit-Jobs!

Aber es gibt noch einen weiteren Weg, Fachkräftemangel zu bekämpfen. Und das ist das konsequente Abschaffen von sogenannten Bullshit-Jobs. Der Anthropologe David Graeber verfasste hierzu in 2018 ein lesenswertes Buch, in dem er untersuchte, wie viele überflüssige Tätigkeiten es gerade in der Privatwirtschaft gibt. Nicht nur würde es aus betriebswirtschaftlichen Aspekten hochgradig sinnvoll sein, unnütze Tätigkeiten abzuschaffen und das Reservoir an gut ausgebildeten Mitarbeitenden für sinnvolle Tätigkeiten freizusetzen. Es würde auch die immense psychische Gewalt, die solche Mitarbeitenden in Depressionen und Ängste treibt, abschaffen. Graebers Buch ist stark von seiner anarchistischen Weltanschauung geprägt und in guten Strecken mit Vorsicht zu genießen. Sein Rezept eines bedingungslosen Grundeinkommens kommt mit mehr Problemen als Lösungen daher. Doch das gesagt, schauen Sie sich doch einmal in Ihrem Unternehmen nach dem Lesen dieses Buchs um und überlegen, wie viele Mitarbeiter mit sinnbefreiten Tätigkeiten, die keinerlei wirtschaftlichen oder gesellschaftlichen Mehrwert bieten, beschäftigt sind.

Anfang des Jahres las ich darüber, dass die Bundesnetzagentur einen Faxdienstleister sucht, der für die nächsten 1-5 Jahre (!!!) monatlich 3-4.000 ein- und ausgehende Seiten faxen soll. Ich weiß nicht, was perverser ist. Dass aus Steuergeldern solch ein Unsinn bezahlt wird? Oder dass es Firmen gibt, die Menschen jahrelang damit quälen, Tausende Faxe im Monat zu verschicken und zu empfangen?

Ist es nicht an der Zeit, menschliche Arbeit von bürokratischem Unsinn zu befreien und die Qualitäten, die keine Maschine und kein Algorithmus besitzt, zu entfesseln für Innovationen, die wir so dringend benötigen? Nur Menschen besitzen: Kreativität, Originalität, Metakognition, Vorstellungskraft, Bewusstsein und Selbstbewusstsein, Geselligkeit, Empathie und Neugier.

Wir freuen uns auf anregende Diskussionen mit Ihnen.

Unser Future Lab zur Klima-Transformation: Dekarbonisierung von Unternehmen

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Die Teilnehmer:innen des Future Labs zur Dekarbonisierung.

In einer Ära, in der die Dekarbonisierung eine der dringlichsten globalen Herausforderungen darstellt, sind innovative Lösungen und branchenübergreifende Zusammenarbeit von entscheidender Bedeutung. In diesem Kontext wurde kürzlich das Future Lab Dekarbonisierung der Wirtschaft von Themis Foresight veranstaltet. Diese wegweisende Veranstaltung brachte einen ausgewählten Kreis von Vertreter:innen aus verschiedenen Branchen zusammen, um gemeinsam an der Entwicklung nachhaltiger Strategien zu arbeiten. Anhand eines Praxisbeispiels erhielten die Teilnehmer:innen Einblicke in die Methoden der Foresight, z.B. die Backcasting-Methode.

Das NIO House in Berlin bot eine exklusive Location für diese Veranstaltung. Themis Foresight bietet drei weitere Future Labs im Jahr 2023 an:

Future Skills und die Zukunft der Arbeit – 7. Juni – Berlin

KI in der Arbeitswelt – 20. September – Berlin

Europas Wirtschaft im Umbruch – eine neue Weltordnung – 18. Oktober – Berlin

Impressionen des Future Labs in Berlin

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    Die Backcasting-Methode. Themis Foresight | Gili Shani

Nächste Termine

Themis Foresight veranstaltet regelmäßig Future Labs. Diese Formate sind auf eine kleine Teilnehmerzahl begrenzt, um tiefgreifende Diskussionen und einen regen Austausch zu fördern. Die nächsten Veranstaltungen finden Sie hier:

Zu den Future Labs


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Carina Stöttner auf dem Handelsblatt Wasserstoffgipfel

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  • 10. Mai 2023
  • News, Panel

Carina Stöttner auf der Bühne des Handelsblatt

Carina Stöttner spricht auf dem Handelsblatt Wasserstoffgipfel über die nächste industrielle Revolution und warum Innovationen im physischen Bereich so wichtig sein werden. Bild: Handelsblatt Wasserstoff-Gipfel 2023 | Foto Vogt

Am 3. und 4. Mai fand der Handelsblatt Wasserstoff-Gipfel statt, bei dem sich Entscheidungsträger:innen aus Politik, Forschung und Industrie trafen, um über grünen Wasserstoff sowohl für die Industrie als auch für die Mobilitätsbranche im Zuge einer Klima-Transformation zu diskutieren. Carina Stöttner, Mitgründerin von Themis Foresight und Teil des Panels „Innovationen für Klima“, betonte, dass die Klimatransformation nicht zwangsläufig Verzicht bedeute, sondern vor allem Wohlstandssicherung. Dafür müsse auch die deutsche Industrie, insbesondere Mittelständler und Konzerne, Lösungen skalieren und Standards setzen.

Sie betonte, dass grüner Wasserstoff die Grundlage und ein Treiber der nächsten industriellen Revolution im Kontext der Dekarbonisierung sein wird. Ebenso platzierte sie den Gedanken der Kreislaufwirtschaft in der stoffwandelnden Industrie, z.B. Chemie-Branche – erneuerbarer Kohlenstoff aus der Luft könnte ein wichtiges Konzept für die Zukunft bieten. Dabei bezog sie sich auf die kürzlich veröffentlichte Studie von Themis Foresight, Chemie-Zukünfte 2050.

Die politischen Rahmenbedingungen für den Einsatz von Wasserstoff wurden ebenfalls auf dem Gipfel diskutiert. Außerdem wurde über die nationale Förderung von Wasserstoffprojekten und den Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur diskutiert. Ein weiteres Thema war der Stand der Wasserstoff-Technologie und die Forschungsbedarfe in diesem Bereich. Im Zentrum der Diskussionen stand häufig das Thema Nachhaltigkeit. Es wurde diskutiert, welche Wasserstoffkonzepte langfristig einen Beitrag zum Klimaschutz leisten können. Auch die Industrie, Energie- und Mobilitätsbranche äußerten ihre Einschätzungen zur Wasserstoff-Strategie.

Die Diskussionen auf dem Wasserstoff-Gipfel zeigen, dass grüner Wasserstoff eine wichtige Rolle in der Dekarbonisierung und der nächsten industriellen Revolution spielen wird. Unternehmen und Politik müssen gemeinsam daran arbeiten, die Rahmenbedingungen für den Einsatz von Wasserstoff zu schaffen und innovative Lösungen zu skalieren. Die Zukunft wird zeigen, wie erfolgreich diese Bemühungen sind und welche Rolle Wasserstoff in der Energieversorgung und im Kampf gegen den Klimawandel spielen wird.

  • Bildrechte: Handelsblatt Wasserstoff-Gipfel 2023 | Foto Vogt

  • Handelsblatt Wasserstoff-Gipfel 2023 | Foto Vogt

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Mehr über unsere Studie Chemie-Zukünfte

Wie schafft die stoffwandelnde Industrie die Klima-Transformation?

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Dekarbonisierung und was es mit CnHm + Energie -> nC + m/2 H2 auf sich hat.


In unserer Energie-Zukünfte 2050, die mein Kollege Prof. Dr. Lothar Abicht und ich im letzten Jahr veröffentlichten, kündigten wir an, dass sie die erste in einer Serie von Studien sein würde, die sich der Frage widmet, wie die gesamte Wirtschaft dekarbonisert werden kann. Eine klimaneutrale Energie-Erzeugung ist mit Abstand der größte Hebel, Treibhausgas-Emissionen zu vermeiden. Akzeptieren wir die Datenbasis des World Resources Institute, so trägt Energie-Erzeugung mit 73,2% am meisten zu gobalen Treibhausgasausstößen bei. Umso erfreulicher ist es, dass die Energie-Writschaft weltweit dieses Thema angeht. In einer faszinierenden Artikel-Serie berichtet Hal Hodson vom The Economist über Zukünfte der Energie-Erzeugung, der Versorgungsnetze und der Logiken von Angebot und Nachfrage. Beeindruckende Zahlen liefert er auch, wie die Tatsache, dass bis 2050 knapp 28 Billionen US-Dollar in den Ausbau von Energienetzen investiert werden müssen, um das Null-Grad-Ziel zu erreichen.

Doch Energie ist nicht alles…

Treibhausgase entstehen nicht nur bei der Erzeugung von Energie. Einen entscheidenden Anteil an globalen Emissionen haben Stoffwandlungsprozesse — also alle Prozesse, bei denen Atome und Moleküle miteinander auf neue Weise kombiniert werden, um z.B. aus Eisenerz und Kohle Stahl zu gewinnen. Und auch hier beobachtet die Zukunftsforschung signifikante Anstrengungen der Industrie, ihren Beitrag zur Lösung der Klimakrise zu leisten. Erst über die Oster-Feiertage freute ich mich, vom CEO der Salzgitter AG, Gunnar Groebler zu lesen, welchen Beitrag Eier, genauer gesagt Eierschalen, leisten können, um das Sintern in der Stahlindustrie klimafreundlicher zu gestalten.

Vielleicht fragen Sie sich, was es mit dem Buchstabensalat in der Überschrift auf sich hat? Es ist die Reaktionsgleichung des Kvaerner-Verfahrens, das es ermöglicht, beliebige Kohlenwasserstoff-Verbindungen in seine Einzelbestandteile Kohlenstoff und Wasserstoff zu zerlegen. Der Rohstoff für dieses Verfahren kann dabei Kuhdung oder Erdgas sein. Der so gewonnene Wasserstoff kann unterschiedlichsten Zwecken dienen wie der Erzeugung von Stahl aber auch dem Antrieb von Zügen. Der Kohlenstoff könnte verkappt werden oder aber als Ausgangsstoff für Karbonfasern in der Auto- oder Textilindustrie dienen. Meine Mitgründerin Carina Stöttner wird auf dem Wasserstoff-Gipfel des Handelsblatts vom 03. bis 04. Mai über „Innovation für Klima“ sprechen und dabei die Ergebnisse unserer neuen Studie „Chemie-Zukünfte 2050“ vorstellen, die in den nächsten Wochen erscheinen wird.

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Themis Foresight Future Lab, Mai 2022, erörtert Zukunfts-Szenarien der europäischen Wirtschaft

Unternehmen nachhaltig und profitabel dekarbonisieren

Die Dekarbonisierung von Industrie-Unternehmen ist allerdings alles andere als trivial. Sie erfordert massive Investitionen und langfristige Planung in einem Umfeld von Rohstoffknappheit, Inflation und beachtlichen politischen Risiken. Klassische Planungs- und Strategieprozesse greifen hier zu kurz. Nicht nur müssen die technologischen Entwicklungen der nächsten 25 Jahre antizipiert werden. Die Investitionen in neue Technologien müssen sich rechnen! Und die politischen und regulatorischen Unwägbarkeiten so abgewogen werden, dass ein Unternehmen dennoch handlungsfähig ist.

Wie das bewerkstelligt werden kann, ist das Thema eines Themis Foresight Future Labs am 10. Mai in Berlin, auf dem wir mit Entscheider:innen unterschiedlicher Unternehmen exemplarisch Dekarbonisierungs-Roadmaps entwickeln wollen und der Frage nachgehen werden, wie Innovationen auch in unsicheren Zeiten vorangetrieben werden können. Der Kopf hinter unserem Projekt „Die Fünfte Industrielle Revolution“, Prof. Dr. Lothar Abicht wird die Ergebnisse unserer Forschung vorstellen. Weitere Impulse kommen aus unserer Arbeit bei der Entwicklung von Dekarbonsierungsstrategien in der Transport-, Energie- und Ernährungswirtschaft. Ich freue mich darauf, Sie am 10. Mai in Berlin begrüßen zu können.

mit herzlichen Grüßen,

Ihr Jan Berger


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