Jan Berger beim GCEF 2024: Europas Neustart in der digitalen Souveränität
Beim German Czech Economic Forum 2024 eröffnete Themis Foresight Geschäftsführer Jan Berger mit einer klaren Botschaft: Europa muss technologisch aufholen. Seine Kernthese: „Data sovereignty in software and cloud solutions is the way to get in the game again.“ Berger betonte, dass datengetriebene Technologien die Wirtschaft weltweit umgestalten und Europa nur durch eine strategische Neuausrichtung seine Wettbewerbsfähigkeit sichern kann.
Die Veranstaltung stand unter dem Motto „Digitalisierung & KI“. Der tschechische Minister für Industrie und Handel, Lukáš Vlček, stellte die enge Partnerschaft zwischen Deutschland und Tschechien in den Vordergrund.
Im Gespräch mit Christian Rühmkorf beleuchtet Jan Berger, Gründer von Themis Foresight, die Chancen und Herausforderungen Europas in einer sich wandelnden globalen Ordnung. Dabei richtet er einen besonderen Fokus auf die Rolle mittelosteuropäischer Länder wie Polen und Tschechien, die sich laut Berger als Schlüsselregionen für Europas zukünftige Wettbewerbsfähigkeit etablieren können.
Mittelosteuropa als Innovationshub
Berger sieht in Tschechien und Polen Vorbilder für Krisenmanagement und technologische Exzellenz: „Dass Osteuropa so unterschätzt wird, ist erstaunlich. Tschechien ist längst mehr als nur Deutschlands verlängerte Werkbank. Dort sitzen die möglicherweise besten Ingenieure Europas.“ Besonders Brünn als Standort für angewandte Wissenschaft hebt Berger hervor: „Brünn wird international komplett unterschätzt. Warum nicht ein europäisches Pendant zum MIT dort aufbauen?“
Europas Geschäftsmodell auf dem Prüfstand
Berger beschreibt die Notwendigkeit, das europäische Geschäftsmodell anzupassen: „Neue Technologien im Maschinenbau, chemischen Engineering und Biotech entstehen zunehmend außerhalb Europas.“ Statt Abhängigkeiten weiter zu fördern, schlägt er strategische Partnerschaften mit aufstrebenden Weltregionen vor, etwa durch Co-Development von Klimatechnologien.
Nachhaltigkeit als Chance
Auf die Sorge um billige Elektroautos aus China entgegnet Berger: „Das Problem liegt nicht darin, dass die Politik auf Nachhaltigkeit setzt, sondern wie sie es tut. Europa hat die Technologien und muss diese strategisch für globale Partnerschaften nutzen.“ Besonders im Bereich ClimateTech sieht er Chancen: „Europa steht in absoluten Zahlen sehr gut da, vor allem im Vergleich zu den USA.“
Der Blick nach Osten
Abschließend fordert Berger eine neue Perspektive auf die mittelosteuropäischen EU-Mitglieder: „Deutschland muss die Arroganz ablegen, Tschechien als verlängerte Werkbank der deutschen Industrie zu betrachten.“ Eine engere Zusammenarbeit, etwa durch deutsch-tschechische Innovationszentren, könne die EU wirtschaftlich und technologisch voranbringen.
Das Interview zeigt: Mittelosteuropa könnte zur treibenden Kraft einer neuen europäischen Wettbewerbsstrategie werden – wenn die EU ihre Potenziale erkennt und nutzt. „Dieses Knowhow kommt mit hoher Wahrscheinlichkeit aus Tschechien“, fasst Berger zusammen.
Die Teilnehmer:innen des Future Labs. Foto: Christian Bartle
Im Rahmen unseres Future Labs in Frankfurt trafen sich über 30 Vordenker:innen aus verschiedenen Branchen, um die künftigen Herausforderungen und Chancen der Industriearbeit zu analysieren. Im Fokus standen sechs zentrale Handlungsfelder:
Bildung und Bildungspolitik
Integrations- und Migrationspolitik
Arbeitsrecht
Mitbestimmung und Betriebsverfassung
Personalmanagement
Arbeitsmarktpotenziale
Diese Themen wurden im Kontext von drei Szenarien intensiv diskutiert:
DeepTech-Szenario: Deutschlands Industrie als globaler Technologieführer, der Innovationen vorantreibt und auf Klimaneutralität ausrichtet. Die Frage bleibt: Haben wir die nötigen Kompetenzen, um langfristig international führend zu bleiben?
Designed in Germany – Made in the World: Der Fokus liegt auf Entwicklung und Design in Deutschland, während die Produktion weltweit optimiert wird. Kann dieses Modell nachhaltiges Wachstum sichern?
Europäische Regional-Industrie: Protektionismus und Resilienz dominieren. Die Industrie konzentriert sich auf den europäischen Binnenmarkt. Doch welche Konsequenzen hat dies für Innovation und internationale Zusammenarbeit?
Alle Szenarien verdeutlichen die Notwendigkeit unterschiedlicher Kompetenzen, flexibler Bildungssysteme und angepasster arbeitsrechtlicher Rahmenbedingungen. Die finalen Ableitungen werden in den kommenden Monaten präzisiert, die vollständige Studie folgt im Januar 2025. Eine erste Analyse steht bereits jetzt auf unserer Website zum Download bereit.
Am 30. Januar 2025 findet in Stuttgart eine Veranstaltung statt, in der die finalen Ergebnisse in feierlichem Rahmen vorgestellt werden. Interessierte können sich an Carina Stöttner (cs@themis-foresight.com) melden.
Ein besonderer Dank gilt der DB Systel GmbH als Gastgeber und Ann Miller-Rauch für das inspirierende Grußwort.
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Die Zukunft der Industrie und Industriearbeit – Studie
Die bereits veröffentlichte Analyse gibt es hier kostenfrei zum Download.
Das 5. Nexel Symposium des Netzwerks Qesar in Schwäbisch Hall stand ganz im Zeichen der Zukunft – und bot einen Tag voller tiefgehender Diskussionen und spannender Einblicke. Unter dem Motto „Volle Zukunft voraus“ wurden wegweisende Perspektiven auf die kommenden Jahrzehnte der Industrie beleuchtet. Gemeinsam mit anderen Referenten wie Prof. Dr. Michael Groß, Ralf Bouffleur und Gert Hansen gab Carina Stöttner auf der Bühne einen Einblick in die Zukunft und anstehende Veränderungen.
Ein zentrales Thema des Symposiums war die Bedeutung von Kooperation in der Industrie der Zukunft. Carina Stöttner gab dabei einen umfassenden Überblick über drei Szenarien zur zukünftigen industriellen Entwicklung. Sie zeigte auf, mit welchen Herausforderungen Unternehmen in jedem dieser Szenarien konfrontiert sein könnten und welche Chancen frühzeitig ergriffen werden sollten, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.
Was bedeutet dies konkret für Branchen wie die Verpackungsindustrie, den Maschinenbau, die Optik, die Automobilindustrie und die Chemieindustrie? Jedes Szenario erfordert unterschiedliche Anpassungsstrategien und bringt spezifische Risiken und Potenziale mit sich. Unternehmen müssen agiler werden, neue Technologien frühzeitig integrieren und über Branchen hinweg stärker zusammenarbeiten, um sowohl Herausforderungen zu bewältigen als auch Chancen optimal zu nutzen.
Das Symposium bot nicht nur eine Plattform für den Austausch von Ideen, sondern auch wertvolle Impulse für die strategische Planung und Weiterentwicklung ganzer Industriezweige. Wir freuen uns bereits auf die kommenden Veranstaltungen und die weitere Vertiefung dieser zukunftsweisenden Themen.
Im August sprach Jan Berger, Gründer und CEO des Think-Tanks „Themis Foresight“ auf der Kapitalmarktkonferenz der NORD/LB im Panel „Zukunft der europäischen Kapitalmärkte“. Moderiert von Thomas Müller, Head of Institutional Sales bei der NORD/LB, brachte die Diskussion namhafte Experten wie Martin Hartmann, Head of Markets, und Heiko Ludwig, Global Head Structured Finance, zusammen. Die zentrale Frage: Wie können sich Europas Kapitalmärkte zukunftssicher aufstellen?
Berger betonte die Notwendigkeit eines nachhaltigen und resilienten Kapitalmarktsystems, das Innovationen vorantreibt und zugleich den Anforderungen der Klimatransformation gerecht wird. Besonderen Raum nahm die Vorstellung der gemeinsam mit der NORD/LB erstellten Studie „Zukünfte des europäischen Kapitalmarkts“ ein. Diese Analyse skizziert verschiedene Szenarien, wie sich die europäischen Finanzmärkte in den kommenden Jahrzehnten entwickeln könnten, und hebt die Bedeutung flexibler Regulierungen und nachhaltiger Finanzierungsmodelle hervor.
Ein besonderes Highlight der Konferenz war der Beitrag von Dr. Delton Chen des Global Carbon Reward (hier zum Nachschauen auf YouTube), die eindrucksvoll darlegten, wie die Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen langfristig gesichert werden kann. Berger verwies in diesem Zusammenhang auf die Notwendigkeit, Kapitalmärkte stärker für Klimamitigation zu mobilisieren – ein zentraler Aspekt, der auch in der vorgestellten Studie behandelt wird.
Berger bedankte sich abschließend bei den Kolleg:innen der NORD/LB, insbesondere bei Ingrid Spletter-Weiss, Martin Hartmann, Jens Dierksen, Thomas Müller, Madlien Schimke und Heiko Ludwig, für die erfolgreiche Zusammenarbeit im Vorfeld der Konferenz.
Zunächst die guten Nachrichten: Laut Bloomberg NEF sind die Investitionen in den Übergang zu sauberer Energie im Jahr 2023 um 17 % gestiegen und haben 1,8 Billionen USD erreicht. Die schlechten Nachrichten: Um bis 2050 Netto-Null-CO2-Emissionen zu erreichen, werden von 2024 bis 2030 jährlich 4,8 Billionen USD benötigt.
Ermutigend ist, dass genügend Kapital auf dem Markt vorhanden ist, um dieses Ziel zu erreichen. Allerdings scheint es angesichts der derzeitigen Funktionsweise des europäischen Kapitalmarkts fraglich, ob die EU in der Lage sein wird, ihren Anteil an den benötigten 4,8 Billionen USD für die Netto-Null-Transformation aufzubringen.
Der Kapitalmarkt der EU ist in 27 Gesetzgebungen fragmentiert, und neben den bestehenden Vorschriften werden weitere EU-weite Regulierungen hinzukommen (wie z. B. CSRD-Berichterstattung). Doch die von Ex-EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker 2014 vorgeschlagene Kapitalmarktunion gewinnt nicht das nötige Momentum, um Realität zu werden.
Im Vergleich zum US-Kapitalmarkt scheint der europäische weniger leistungsfähig zu sein. Während die EU eine höhere allgemeine Investitionsquote (Investitionen im Verhältnis zum BIP) als die USA aufweist, übertrifft die USA die EU bei „produktiven“ Investitionen um 2 % des BIP. Dies sind Vermögenswerte, die direkt für die wirtschaftliche Produktion genutzt werden, wie Ausrüstung, immaterielles Geschäftskapital und Infrastruktur, im Gegensatz zu nicht-produktiven Vermögenswerten wie z.B. Wohngebäuden. Bei Investitionen in nicht-bauliche Vermögenswerte wie Maschinen, Ausrüstung und geistiges Eigentum vergrößert sich die Lücke zugunsten der USA auf 3,8 % des BIP.
Das europäische Bankensystem hält Vermögenswerte in Höhe von 300 % des BIP der EU, während es in den USA nur 85 % sind. Doch die USA haben eine starke und aktive Vermögensverwaltungsbranche.
Banken müssen aus guten Gründen eine Kernkapitalquote nachweisen. Daher sind Banken im Vergleich zur Vermögensverwaltungsbranche bei der Übernahme von Risiken eingeschränkt. Und soweit Banken in der Betriebsphase von Energieübergangsprojekten investiert sind, dauert es lange, Kapital für neue Investitionen zu erwirtschaften.
Diese Fakten werfen die Frage auf: Brauchen wir eine radikale Reform der Struktur und Funktionsweise des europäischen Kapitalmarkts?
Themis Foresight befindet sich in der Endphase der Veröffentlichung einer Studie über die Zukunft des europäischen Kapitalmarkts. Diese Studie untersucht Alternativen zur aktuellen Kapitalmarktstruktur. Wir laden Sie ein, gespannt zu bleiben, wenn wir die Studie Ende August veröffentlichen.
Alle vier Szenarien mögen auf den ersten Blick illusorisch und „unmöglich“ erscheinen. Doch wir haben die Szenarien zu einem einzigen Zweck erstellt: Was muss getan werden, um die Netto-Null-Transformation der europäischen Industrie zu erreichen? Wir sind davon ausgegangen, dass in jedem Szenario die Netto-Null-Ziele erreicht werden. Dabei untersuchen wir zwei zentrale Veränderungsparameter:
Wird der europäische Kapitalmarkt so fragmentiert bleiben wie bisher? Oder werden wir eine Kapitalmarktunion erreichen?
Werden Banken weiterhin Vermögenswerte in Höhe von 300 % des BIP halten? Oder wird die europäische Vermögensverwaltungsbranche wachsen und mehr Risiken (und Chancen) der Netto-Null-Transformation übernehmen?
Wir freuen uns hier auf fundierte Kommentare unserer Leser, die die vier derzeit vorgeschlagenen Szenarien herausfordern, validieren und modifizieren können. Die Umfrage endet am 14. Juli um 23:59 Uhr.
Wir freuen uns darauf, die Ergebnisse unserer Studie Ende August zu veröffentlichen – wie gewohnt kostenlos.
Vielen Dank für Ihre Teilnahme!
Und allen, die bald einen wohlverdienten Sommerurlaub antreten – genießen Sie ihn, tanken Sie Energie auf, es gibt viel zu tun. Die Zukunft ist das, was wir daraus machen!
Wie sieht eine wünschenswerte aber dennoch realistische Zukunft für die deutsche Industrie und daraus abgeleitet die Industriearbeit der Zukunft aus? Darüber diskutieren wir in unserem nächsten Future Lab in Frankfurt. Wir laden dabei Executives aus Industrie-Unternehmen, Gewerkschaftsvertreter, Arbeitgeberverbände und weitere Interessierte ein, Teil der eintägigen Diskussion und Ausarbeitung zu sein. Interessierte können sich ab jetzt bewerben.
17. Oktober 2024 – Silberturm – Frankfurt – 9.00-17.30 Uhr mit anschließendem Dinner
Nach 30 Tiefen-Interviews unter Industrie- und Arbeits-Experten, einer Umfrage unter 90 Wirtschaftslenkern und zwei Future Labs mit hochkarätigen Diskutanten geht es in die finale Runde:
In unserem nächsten „Zukünfte-Labor“ stellen wir mögliche Szenarien für die deutsche Industrie und jeweilige Entwicklungen der Industriearbeit vor. Gemeinsam diskutieren wir mit Executives der Industrie, führenden Analysten, Politik- und Gesellschaftsvertretern, welche Elemente und Entwicklungen wünschenswert wären. Daraus leiten wir ein Zukunftsbild ab.
Diese Diskussion findet im kleinen Kreis von maximal 30 Personen statt, Teilnehmer müssen sich bewerben bzw. erhalten eine persönliche Einladung von Themis Foresight ausgesprochen.
Sie gewinnen dabei nicht nur neue inhaltliche Erkenntnisse: Futures Literacy ist die Fähigkeit, „die es den Menschen ermöglicht, die Rolle der Zukunft in dem, was sie sehen und tun, besser zu verstehen. Zukunftskompetenz zu haben, befähigt die Vorstellungskraft und verbessert unsere Fähigkeit, uns auf Veränderungen vorzubereiten, uns in Krisen aufzurappeln und neu zu erfinden.“ Die Arbeit in unseren Future Labs gibt Executives die Möglichkeit, diese Kompetenz zu erlernen.
Gestalten Sie das Zukunftsbild mit. In der zweiten Hälfte unseres Forschungsprojektes geht es darum, die entwickelten Szenarien zu diskutieren und daraus abzuleiten, welche Zukunft Sie und andere führende Köpfe für Deutschlands Industriearbeit erstrebenswert finden.
Die Veranstaltung findet bei unserem Projektpartner DB statt:
Silberturm (29. Stockwerk) Jürgen-Ponto-Platz 1, 60329 Frankfurt am Main, Deutschland
Am 4. Juni sprach Jan Berger, CEO von Themis Foresight, vor Führungskräften der italienischen und deutschen Industrie auf dem 18. Italienisch-Deutschen Wirtschaftsforum in Mailand, Italien. Diese Veranstaltung, die von der Deutsch-Italienischen Handelskammer (AHK Italien) organisiert wurde, ist ein zentrales Ereignis im Bereich der bilateralen Wirtschaftsbeziehungen.
Unter dem Motto „Al centro del futuro: la partnership italo-tedesca per l’Europa“ fand das Forum am 4. Juni ab 14:00 Uhr in der Borsa Italiana im Palazzo Mezzanotte in Mailand statt und wurde auch live gestreamt. Die Europäische Union steht vor beispiellosen Transformationen, bei denen das Wirtschaftswachstum stagniert und internationale Rahmenbedingungen den Übergang gefährden könnten. Mit den bevorstehenden Europawahlen sind tiefgreifende und rechtzeitige Maßnahmen erforderlich, um den Anschluss nicht zu verlieren. Italien und Deutschland, die führenden Industrieländer Europas, befinden sich in einer zentralen Position, um diesen Wandel zu steuern und die Wettbewerbsfähigkeit des gesamten Systems Europa zu stärken.
In seiner Keynote sprach Jan Berger über die Szenarien, die Themis Foresight für die Zukunft der europäischen Wirtschaft in einer neuen Weltordnung entwickelt hat. Er hob auch wichtige Initiativen hervor, in denen Innovation benötigt wird und in denen die Ingenieursexzellenz, die tief in der industriellen Kultur beider Länder verwurzelt ist, dazu beitragen kann, die großen Probleme auf der Erde zu lösen.
Er betonte zudem die notwendigen Änderungen in der Fiskalpolitik, um ausreichend Kapital für das Erreichen der Netto-Null-Ziele schnell zu mobilisieren. Neben notwendigen Vorschlägen wie einer Kapitalmarktunion in der EU müsse man darüber hinausgehen. Ein radikalerer und viel weitreichenderer Vorschlag sei beispielsweise die globale Kohlenstoffprämie.
Während der Veranstaltung wurde die Studie „Italy and Germany: productivity integration and strategic complementarity“ vorgestellt, die von der AHK Italien in Zusammenarbeit mit einem Pool von Forschern und Ökonomen erstellt wurde. Die Themen des Kongresses wurden ebenfalls in einer Diskussion zwischen dem Abgeordneten Giangiacomo Calovini und der Senatorin Simona Malpezzi, Vorsitzender und Mitglied der bilateralen Freundschaftssektion Italien-Deutschland im Parlament, vertieft. Auch eine Podiumsdiskussion mit den Führungskräften von E.ON, DB Cargo, Henkel und Kaeser Compressori in Italien fand statt.
Jan Berger bedankte sich bei Joerg Buck und Monica Poggio für die freundliche Einladung, bei diesem fantastischen Event zu sprechen. Er schätzte die ermutigenden Worte von S.E. Botschafter Hans-Dieter Lucas und dankte auch den Panelisten der anderen Sessions, Luca Conti, Natalia Helfer, Mara Panajia und Giovanni Micaglio, für ihre Beiträge zur konkreten Umsetzung der herausfordernden Aufgabe der Transformation unserer Wirtschaften. Ein besonderer Dank ging an Stefano Menghinello für die sehr aufschlussreichen Einblicke in die italienische und deutsche Wirtschaft.
Ein spezieller Dank gilt auch Elena Collimedaglia und der Premium Speakers Agency für die Organisation und Ermöglichung dieser wunderbaren Gelegenheit. Monica Poggio, die Präsidentin der Deutsch-Italienischen Handelskammer und Geschäftsführerin von Bayer S.p.A., eröffnete und schloss die Veranstaltung, die von der RAI-Journalistin Monica Giandotti moderiert wurde.
Sie möchten Jan Berger als Redner für Ihre Veranstaltung oder als exklusiven Sparrings-Partner für Ihre Vorstandssitzung buchen? Hier finden Sie weitere Informationen.
Im Bild: Die Teilnehmer:innen des Future Labs im Look21 des Gastgebers Südwestmetall.
Wir sind inmitten einer Transformation. Nicht nur die letzten Wahlergebnisse zeigen: Etablierte und neue Akteure kämpfen um die Gunst der Gesellschaft – die Annahme, dass tradierte Parteien auch in Zukunft in die Regierung einziehen werden, ist längst nicht mehr selbstverständlich. Wir befinden uns in einer Phase der Aushandlung neuer Werte, in der eine Dissonanz zwischen Erneuerung und Beharrung herrscht und verschiedenste Meinungen und Ideologien koexistieren. Was für Politik und Gesellschaft gilt, gilt auch für die Wirtschaft. Während die Deindustrialisierung mediale Diskurse dominiert, blickt Themis Foresight offen auf die Zukunft der Industrie: nichts ist entschieden. So turbulent die Zeiten scheinen mögen, zeigen sie doch vor allem, dass wir noch inmitten einer Neu-Orientierung stecken. Eine Themis Foresight Umfrage unter über 90 Wirtschaftslenkern, Analysten und Industrievertretern zeigt, dass nur etwa ein Sechstel der Befragten an eine tatsächliche Deindustrialisierung glaubt.
Am 18. Juni fand in Stuttgart, mit freundlicher Unterstützung unseres Partner-Unternehmens Südwestmetall, unser jüngstes Future Lab statt. Diese Veranstaltung bot uns die Gelegenheit, die Ergebnisse unserer Studie „Zukunft der Industriearbeit“ zu präsentieren. Diese basieren auf 30 Tiefen-Interviews sowie einer umfassenden Umfrage, die wertvolle Einblicke in die zukünftige Entwicklung der Industriearbeit geben.
Studienergebnisse: Ein Überblick
Carina Stöttner stellte die zentralen Ergebnisse der Umfrage vor, die unter über 90 Wirtschaftslenkern, Analysten und Industrievertretern durchgeführt wurde. Dabei wurde deutlich, dass nur etwa ein Sechstel der Befragten an eine tatsächliche Deindustrialisierung glaubt. Mehr als ein Drittel der Befragten ist davon überzeugt, dass Deutschland in Zukunft eine deutlich diversifiziertere Industrie haben wird und als technologischer Vorreiter mit Deeptech-Lösungen agieren wird. Knapp ein Drittel glaubt daran, dass Industrieunternehmen weiterhin ihre Produktion ins Ausland verlagern, im Inland jedoch Innovationen umsetzen werden. Ein Fünftel ist überzeugt, dass wir zukünftig sogar mehr Industrieproduktion in Deutschland haben werden.
Zu den am meisten erwarteten industriellen Entwicklungen zählen hochspezialisierte und klimaneutrale Produkte, Kreislaufwirtschaft, Urban-Mining-Konzepte sowie optimierte aktuelle Produkte und Prozesse. Die Befragten sehen Deutschland nicht als Produzenten von Commodities; über 40% platzierten diese Option an letzter Stelle.
Erste Gerüste für Szenarien
Mit 29 engagierten Teilnehmerinnen und Teilnehmern erlebten wir rege Diskussionen, die zu wertvollen Erkenntnissen führten. Auf Basis der Umfrageergebnisse und der Tiefen-Interviews wurden erste Gerüste für mögliche Zukunftsszenarien der Industriearbeit diskutiert:
1. Deeptech-Industrie: Eine innovationsstarke globale Industrie, die neue Industriefelder hervorbringt und starke Partnerschaften eingeht. Hierzu zählen neue Fertigungsverfahren, eine starke Biotechnologie, fortschrittliche Computing-Möglichkeiten und Entwicklungen in der Robotik.
2. Made in Germany / Europe: Eine stärkere Regionalisierung mit Reshoring und Nearshoring von Industrieproduktion im europäischen Raum. Hier wurden sowohl protektionistische Ansätze als auch weltoffene Optionen mit all ihren Vor- und Nachteilen diskutiert.
3. Designed in Germany, Made in X: Eine Verlagerung der Produktion in andere Länder, wodurch neue Kapazitäten für Innovation und Leitanlagen im Inland entstehen und Raum für technologische Vorherrschaft geschaffen wird.
Zukünftige Qualifikationsanforderungen
Jedes der Szenarien zieht unterschiedliche Qualifikationen und Fachkräftebedarfe nach sich. Die meisten Befragten glauben, dass wir vor allem hochqualifizierte Spezialkräfte benötigen werden. Knapp dahinter rangieren technisch solide New Collar Worker und dual ausgebildete Fachkräfte. Nur ein Bruchteil glaubt daran, dass alle Qualifikationsstufen – auch niedrig qualifizierte Arbeitskräfte – in der Zukunft der Industriearbeit noch einen Platz haben werden. Bildung, Aus- und Weiterbildung sind damit der Schlüssel für eine zukünftig erfolgreiche Industrie und gesellschaftlichen Frieden.
Gesellschaftliche Auswirkungen und Herausforderungen
Die Diskussionen im Future Lab zeigten, dass alle Szenarien Raum für sowohl gesellschaftliche Stabilität als auch Spaltung bieten. Es wurde jedoch angenommen, dass mit höherem Wohlstand soziale Probleme besser gelöst werden können.
Ein hoher Automatisierungsgrad könnte dazu führen, dass insbesondere Niedrigqualifizierte ihre Arbeitsplätze verlieren, während Hochqualifizierte mit einer Überlast an Arbeit konfrontiert sind. Insbesondere im Szenario „Designed in Germany, made in X“ profitiert hauptsächlich die Bildungs-Elite von hochbezahlten Jobs – eine gesellschaftliche Spaltung wäre denkbar. Eine solche Transformation sollte sich neben der Ausbildung von Top-Talenten vor allem auch mit einer Umschulung und gesellschaftlich sinnvollen Integration von ehemaligen Industriearbeitern konzentrieren.
Eine abgeschottete Wirtschaft – im Beispiel einer stärkeren Regionalisierung – könnte dazu führen, dass Politik gezielt Automatisierung reglementiert, um eine augenscheinlich menschenfreundliche Gesellschaft zu fördern, sodass menschliche Jobs z.B. gesichert werden. Was menschenzentriert anmutet, könnte jedoch einen Verlust von Innovationskraft und Produktivität und einen damit einhergehenden Wohlstandsverlust bedeuten, der womöglich zu gesellschaftlichen Unruhen führt.
Das Szenario „Deeptech-Industrie“ scheint gesellschaftlich eine humane Balance zu schaffen. Es kommt jedoch nicht ohne Herausforderungen: Wird der technologische Wandel nicht sorgfältig begleitet, könnten sich Tech-Enthusiasten und Tech-Gegner gegenüberstehen, insbesondere bei ethischen Fragen zu genmodifzierten Pflanzen, KI, Robotik oder der Erforschung von noch unbekannten Phänomenen.
Perspektiven und Ausblick
In einem Szenario einer stark vernetzten, globalen Welt könnte Deutschland als Vorreiter im Bereich Deeptech agieren und eine führende Rolle auf der globalen Bühne einnehmen. Es stellte sich die Frage, ob sich entwickelnde Länder die manuelle industrielle Phase überspringen und direkt eine hochautomatisierte und klimafreundlichere Industrie etablieren könnten. Dies könnte zu einer global ausgewogeneren und kooperativeren Wirtschaft aber auch neuen Wettbewerbern führen.
In einem Szenario der Regionalisierung und des Reshorings ist es realistisch anzunehmen, dass dieser Prozess eher auf europäischer Ebene als rein national stattfindet. Ein protektionistischer Ansatz könnte wirtschaftliche Stagnation und Wohlstandsverluste mit sich bringen, während eine weltoffene Variante Skalierungsmöglichkeiten in Local-for-Local-Strategien bietet und somit globale Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft ermöglicht.
Nächste Schritte
Das Future Lab hat gezeigt, dass die Zukunft der Industriearbeit noch viele Fragen offen lässt. Die Analyse dazu wird in den kommenden Wochen finalisiert und auf unserer Website veröffentlicht. Das nächste Future Lab findet am 17. Oktober 2024 statt, und interessierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer können sich hier bewerben:
Im nächsten Future Lab stellen wir die finalen Szenarien vor und leiten daraus ein wünschenswertes Zukunftsbild für die Industrie ab. Industrievertreter sind herzlich eingeladen, sich daran zu beteiligen.
Wir danken allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern für ihre wertvollen Beiträge und das zahlreiche Feedback, das in die weitere Ausarbeitung der Szenarien einfließen wird. Gemeinsam gestalten wir die Zukunft der Industriearbeit.
Dr. Dina Barbian und Silvia Stettmayer befragten Carina Stöttner für das Magazin „Technik in Bayern“ des VDI. Das Gespräch beleuchtet, welche konkreten Auswirkungen Foresight in Unternehmen haben kann und warum der Aufbau von Kompetenzen in den kommenden Dekaden so entscheidend sein wird. Es wird auch diskutiert, warum Angst eine unzureichende Reaktion auf Zukunftsherausforderungen ist und inwiefern gesellschaftliche Paradigmen mit Technologien wie dem Airbag verknüpft sind. Darüber hinaus wird thematisiert, warum ein blinder Techno-Optimismus nicht zielführend ist. Dieses Interview und weitere Gedanken zu diesen Themen finden sich in der digitalen Ausgabe des Magazins, die online zugänglich ist.
Das Magazin enthält zudem weitere Beiträge zum Thema Zukunft, z.B. auch von von Prof. Lothar Abicht, ganz im Sinne des Zitats von Perikles: „Es kommt nicht darauf an, die Zukunft vorauszusagen, sondern darauf, auf die Zukunft vorbereitet zu sein.“ Der Link zur digitalen Ausgabe bietet weiterführende Informationen und tiefere Einblicke in die Technologien der Zukunft.