Europas Kapitalmarkt der Zukunft: Jan Berger im Roundtable der NORD/LB
Europas Kapitalmarkt der Zukunft – Jan Berger im NORD/LB Roundtable
Wie lässt sich Europas Energiewende finanzieren – und was muss sich dafür im europäischen Kapitalmarkt grundlegend ändern? Diese Fragen standen im Zentrum eines exklusiven Video-Roundtables der NORD/LB in Zusammenarbeit mit Themis Foresight. Mit dabei: Jan Berger, Gründer und CEO von Themis Foresight.
Gemeinsam mit Heiko Ludwig (Global Head of Structured Finance, NORD/LB), Martin Hartmann (Head of Markets, NORD/LB) und Moderator Adam Barber (CEO, Tamarindo) diskutierte Jan Berger die zentralen Erkenntnisse aus dem gemeinsamen Report „Futures of the European Capital Market“ – und lieferte wichtige Impulse für die Zukunft der Finanzierung nachhaltiger Infrastruktur.
Was hemmt Europas Kapitalmarkt?
Der Einstieg in die Diskussion war klar: Auch wenn viele Projekte in Bau oder Planung sind, stockt die tatsächliche Kapitalmobilisierung. Jan Berger identifizierte zwei zentrale Hürden:
- Die Struktur des Kapitalmarkts – In Europa dominieren Banken mit rund 65 % der Assets. Die Asset-Management-Industrie agiert hingegen zu zurückhaltend, besonders im Übergang von Bau- zu Betriebsphase.
- Die Fragmentierung des Markts – 27 nationale Regulierungssysteme führen zu hohen Transaktionskosten und Unsicherheiten für Investoren.
Martin Hartmann ergänzte: Die fehlende Standardisierung von Finanzprodukten und Verfahren hemmt Investitionen. Im Vergleich zu den USA, wo Kapital nach Projektabschluss effizient weiterverwendet wird, bleiben Banken in Europa zu lange in Projekten gebunden – was die Verfügbarkeit von Kapital bremst.
Europäische Perspektive statt nationaler Blockaden
Jan Berger betonte die Notwendigkeit einer paneuropäischen Sichtweise. Nationale Interessen verhindern oft effiziente Allokation – etwa wenn Fördermechanismen nicht auf EU-Ebene harmonisiert sind oder der Netzausbau aus politischer Rücksichtnahme stockt. Für ihn liegt der Schlüssel in mehr Integration, vereinfachten Standards und klareren Anreizenfür institutionelle Investoren.
Ein Lösungsweg: Die Asset-Manager in einzelnen Ländern stärker aktivieren, ohne die grenzüberschreitende Energieflüsse aus dem Blick zu verlieren.
Standardisierung, Tenor und Investorenvertrauen
Ein weiteres zentrales Thema: die Länge von Finanzierungen (Tenor). Während US-Projekte nach drei bis fünf Jahren refinanziert werden und Kapital zügig weiterfließt, binden europäische Banken Mittel häufig über 15 Jahre. Dadurch wird bis zu fünfmal mehr Kapital benötigt, um das gleiche Projektvolumen zu realisieren. Jan Berger und die Runde diskutierten daher intensiv, wie kürzere Laufzeiten, Standardisierung von Verträgen und einheitlichere rechtliche Rahmenbedingungen den Zugang zu Kapital verbessern könnten.
Grüner Wasserstoff, Netze, Speicherung – und viel Kapitalbedarf
Die Teilnehmer waren sich einig: Es geht nicht nur um die Stromproduktion, sondern um das gesamte System – vom Netz über Speicher bis hin zu grünem Wasserstoff. All diese Bereiche brauchen enorme Investitionen – und ein Finanzsystem, das sie tragen kann.
Fazit: Der Kapitalmarkt als Hebel für Europas Zukunft
Der Roundtable machte deutlich: Europa hat das Wissen, die Technologien und die Ambition. Doch ohne strukturelle Reformen im Kapitalmarkt wird die Energiewende zur Dauerbaustelle. Jan Berger forderte strategisches Vorausdenken, institutionelle Lernprozesse – und einen europäischen Blick auf ein europäisches Problem.
Zum vollständigen Report:
Sie wollen Jan Berger als Keynote Speaker oder Panelist buchen?