Mit Frank Thelen im Podcast: Jan Berger spricht über Zukunftsforschung, KI und Europa
Europa braucht Mut statt Angst – Warum Regulierung allein keine KI-Strategie ist
Während in Berlin in den aktuellen Koalitionsverhandlungen im April 2025 erneut über den AI Act verhandelt wird und Teile der Politik laut darüber nachdenken, die geplante Regulierung ganz oder teilweise zurückzunehmen, lohnt sich ein Blick auf ein vergangenes Gespräch zwischen Zukunftsforscher Jan Berger (Themis Foresight) und Investor Frank Thelen. In ihrem gemeinsamen Podcast geht es um nichts Geringeres als die Frage: Wie sichern wir Europas Handlungsfähigkeit in einer von Technologie getriebenen Welt?
Ein KI-Gesetz als Ausdruck von Zukunftsangst
Jan Berger kritisiert den AI Act in seiner jetzigen Form deutlich – nicht, weil ihm Risiken der Technologie egal wären, sondern weil er die Regulierung für symptomatisch hält für Europas mangelnden Zukunftsmut. Anstatt echte Innovationspolitik zu betreiben, versuche man durch Überregulierung Kontrolle zu simulieren – getrieben von dystopischen Szenarien, die oft mehr aus Science-Fiction als aus wissenschaftlicher Evidenz stammen.
„Wir regulieren eine Technologie, die es in dieser Form gar nicht gibt“, so Berger.
„Eine allgemeine künstliche Intelligenz, die sich selbstständig weiterentwickelt und den Menschen überflügelt, ist in den nächsten Jahrzehnten nicht zu erwarten.“
Das eigentliche Risiko: Innovation wird ausgebremst
Laut Berger gefährdet die geplante Regulierung vor allem das entstehende KI-Ökosystem in Europa. Start-ups würden durch übermäßige Bürokratie erstickt, bevor sie überhaupt richtig starten könnten. Der Vorschlag, Hunderte neue „KI-Beamte“ einzustellen, illustriere das Problem: Zu viele Hände an der Bremse, zu wenige am Lenkrad.
Diese Kritik trifft auf einen zunehmend selbstkritischen politischen Diskurs: In den aktuellen Koalitionsverhandlungen innerhalb der EU mehren sich Stimmen, die sich gegen den AI Act stellen oder ihn erheblich abschwächen wollen.Die Argumentation: Europa könne sich keine innovationsfeindliche Politik leisten – schon gar nicht im internationalen Wettbewerb mit den USA und China.
Weg von der Technologieangst, hin zu echter Gestaltungsfähigkeit
Berger fordert, dass Europa sich auf seine eigenen Stärken besinnt – und dabei nicht gegen Technologie arbeitet, sondern Technologie als Hebel europäischer Souveränität begreift. Regulierung sei notwendig – aber dort, wo es um konkrete Auswirkungen geht (z. B. Deepfakes, KI-generierte Kredite), nicht dort, wo hypothetische Gefahren als Legitimation für pauschale Eingriffe dienen.
Sein Vorschlag: Ein neuer Zukunftsoptimismus, der auf Innovation setzt statt auf Verbote. Mit mehr Fokus auf wirkungsvolle Rahmenbedingungen, technologieoffene Politik und gezielte Förderung – etwa in Schlüsseltechnologien wie Quantencomputing, Präzisionsfermentation oder nachhaltiger Industrie.
Hier geht es zur Folge: