Skip to main content

Schlagwort: Unternehmen

Warum das Denken in Szenarien wichtiger denn je ist

2012 meldete der einstige Film- und Kamera-Pionier Kodak Insolvenz an. Die gängige Erzählung: Der Konzern habe den Digitalisierungs-Trend verschlafen. Doch ist das wirklich die ganze Wahrheit? Die Geschichte hinter Kodaks Niedergang ist weitaus vielschichtiger. Denn ironischerweise war es ein Ingenieur bei Kodak, der die erste Digitalkamera erfand. Dass das Unternehmen diese bahnbrechende Innovation nicht für sich nutzte, ist jedoch nicht der eigentliche Kern des Problems.  

Kodak war mehr als ein Kamerahersteller – sein Geschäftsmodell ruhte auf Filmrollen, Chemikalien, Fotopapier und Dunkelkammertechnik. Doch wie oft drucken wir heute noch Fotos aus, beschriften sie liebevoll und bewahren sie in Alben oder Kisten auf? Als Hobby-Fotografin habe ich über 30.000 Bilder in meiner Cloud gespeichert – das letzte Mal, dass ich ein Foto gedruckt habe, liegt Jahre zurück. Ich erinnere mich, wie wir früher nach jedem Urlaub Freunde eingeladen haben, um gemeinsam durch analoge Fotoalben zu blättern. Heute teilen wir unsere Erinnerungen mit unseren Liebsten in Echtzeit über WhatsApp, auf Instagram oder Facebook.  

Kodak hat die Digitalisierung nicht verschlafen – im Gegenteil, das Unternehmen investierte sogar in digitale Plattformen, die den Fotodruck online ermöglichten. Was sie nicht antizipiert hatten, waren die gesellschaftlichen Konsequenzen und neuen Konsumentenverhalten.

Was wir davon lernen können: Trends, so eindeutig sie im Moment erscheinen mögen – wie derzeit der Hype um Künstliche Intelligenz –, sind nur ein kleiner Ausschnitt der Zukunft. Sie verleiten dazu, z.B. technologische Entwicklungen isoliert zu betrachten, ohne die tiefgreifenden Wechselwirkungen und deren Konsequenzen zu bedenken. Wenn Unternehmen für die Zukunft planen, helfen auch Forecasts nur bedingt weiter: Sie extrapolieren Vergangenes, projizieren Linien in die Zukunft – und übersehen dabei oft die tektonischen Verschiebungen, die unsere Welt wirklich verändern. 

Unternehmen wie IKEA haben daher ihre strategische Planung längst angepasst. CEO Jesper Brodin sagte 2023 in einem Interview mit der Financial Times: „Wir lachen heute darüber, dass wir früher Einjahresbudgets aufstellten und um 0,3 Prozent richtig oder falsch lagen.“[1]

Statt starrer Prognosen setzt das Unternehmen schon lange auf Szenarien – eine Vielfalt möglicher Entwicklungen, um besser auf Unsicherheiten vorbereitet zu sein. Denn in Zeiten wachsender Komplexität ist es unerlässlich, mit mehreren Zukünften zu planen.  

Das Denken in Szenarien hat sich zu einer der entscheidenden Disziplinen unserer Zeit entwickelt. Wer verschiedene Handlungsoptionen in der Schublade hat, kann schneller reagieren, bleibt handlungsfähig und trotzt Krisen mit Weitsicht. 

Als Zukunftsforscher üben wir uns seit Jahren in dieser Kunst. In aufwendiger Forschungsarbeit haben wir Szenarien entwickelt, die wir regelmäßig gemeinsam mit Führungskräften durchspielen, um die Robustheit ihrer Geschäftsmodelle zu testen.

Dabei kombinieren wir langfristige Entwicklungen und ihre Wechselwirkungen mit branchenspezifischen Trends und analysieren, welche Konsequenzen für Wirtschaft, Gesellschaft, Technologie und Politik entstehen – und was das für Unternehmen bedeutet.  

Man könnte sagen: wir haben es uns zur Mission gemacht, den Blick über simple Trends hinauszuheben und zu verhindern, dass europäischen Unternehmen das gleiche Schicksal ereilt wie einst Kodak. 

Wenn Sie einmal in mögliche Zukunftsszenarien eintauchen wollen: Unsere Szenarien stehen öffentlich zum Download bereit:

Zukunftsszenarien für Europas Wirtschaft in einer neuen Weltordnung

Die geopolitischen Verschiebungen der letzten Jahre markieren das Ende einer Ära. Der Angriff auf die Ukraine, Handelskonflikte zwischen den USA und China und die wachsende wirtschaftliche Unsicherheit zeigen: Die Weltordnung ist im Wandel. Nicht zuletzt mit der Wiederwahl Trumps steht Europa vor der Frage, wie es sich strategisch positionieren kann. Was bedeutet das für Unternehmen?

Zukunftsszenarien für die Industrie und Industriearbeit in Deutschland

Steigende Energiepreise, geopolitische Unsicherheiten und ein tiefgreifender Wandel in der Arbeitswelt – die deutsche Industrie steht an einem Wendepunkt. Doch welche Szenarien gibt es für die deutsche Industrie über die Deindustrialisierungs-Rufe hinaus? Und was bedeutet das für die Zukunft der Arbeit? 

Zukunftsszenarien für den europäischen Kapitalmarkt

Die Debatte um Sondervermögen zeigt deutlich, wie tief die Finanzierungsherausforderungen für die Transformation der Wirtschaft reichen Es stellt sich die grundsätzliche Frage über Deutschland hinaus: Was sind die Herausforderungen des europäischen Kapitalmarkts, um künftige Transformationen zu bewältigen? In den Szenarien, die Themis Foresight gemeinsam mit der NORD/LB entwickelt hat, untersuchen wir genau diese strukturelle Problematik, insbesondere mit Hinblick auf die Netzero-Transition der Wirtschaft.

Wir hoffen, Sie nehmen ein paar neue Perspektiven aus diesen Veröffentlichungen mit. Wir freuen uns jederzeit über einen Austausch und Ihre Gedanken dazu! Wenn wir Ihre Neugierde geweckt haben, dann vereinbaren Sie gerne einen Termin mit uns.


[1] https://www.ft.com/content/456baa69-83df-4c7f-af7b-49e6451a1183

Jan Berger im Interview mit Forbes: „Wir sollten von Tschechien lernen.“

Gründer und Geschäftsführer von Themis Foresight, Jan Berger, hat Forbes Tschechien kürzlich ein Interview gegeben. Er spricht dabei über die Zukunft der europäischen Industrie, dem wirtschaftlichen Potenzial Tschechiens und über die Macht der Zukunftsforschung. In der Zukunftsforschung sieht Berger heute die Herausforderung, nicht nur eine Zukunft, sondern alternative Szenarien zu analysieren. Unternehmen suchen bei ihm Antworten auf die zentrale Frage: „Wie kann ich in der Zukunft erfolgreich sein?“.

Das Interview gibt es auf Tschechisch hier nachzulesen:

Wirtschaftliches Potenzial in Tschechien

Laut Berger hat Tschechien enormes Potenzial und verfügt über starke Kompetenzen in zukunftsweisenden Branchen wie Maschinenbau, Chemie und Digitalisierung. Besonders bemerkenswert sei die Qualität der tschechischen Ingenieure und die Verbindung traditioneller Industrien mit digitalen Innovationen. „Die tschechische Wirtschaft wird jedoch nur dann florieren, wenn sie global agiert und sich nicht allein auf Europa beschränkt“, betont Berger.

Berger kritisiert die Arroganz Deutschlands und Brüssels gegenüber mittel- und osteuropäischen Ländern. Er sieht in Ländern wie Tschechien, Polen oder den baltischen Staaten Vorreiter im Bereich der Digitalisierung und Innovation. Diese Länder hätten durch Experimentierfreude und Innovationshunger gezeigt, wie erfolgreiche Transformationsprozesse aussehen können.

Der Weg in die Zukunftsforschung

Jan Berger wuchs im Osten Deutschlands auf. Das prägte auch seine beruflichen Wege: „Ich habe damals die Veränderungen aus nächster Nähe erlebt, die für die weitere Entwicklung entscheidend waren. Die Geschwindigkeit und Dynamik der Veränderungen, die Ende der 1980er Jahre im Ostblock begannen, als Hunderttausende Menschen aktiv ihre Zukunft gestalteten, beeinflussen mich bis heute. Ich habe in der Medienbranche, in der Immobilienwirtschaft und im IT-Bereich gearbeitet, aber immer in Verbindung mit Innovationen und der Zukunft. Ich habe mich gefragt, welche Trends als Nächstes kommen, und das hat mich zur Zukunftsforschung geführt. Das Ziel ist klar: eine bessere Zukunft gestalten.“ Als studierter Historiker hilft ihm der Blick in die Vergangenheit:

„Ich sage immer: Die Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich.“

– Jan Berger

Foresight: Herausforderungen und Antworten für Unternehmen

Im Interview erklärt Zukunftsforscher Jan Berger, dass die Arbeit in der Zukunftsforschung heute spannender und komplexer denn je ist. Er betont, dass es nicht mehr um die Erforschung einer einzigen Zukunft geht, sondern um die Analyse alternativer Szenarien. „Wir betrachten nicht nur eine kleine Region, eine Technologie oder ein Geschäftsmodell, sondern die gesamte globale Entwicklung, neue Formen des systemischen Wettbewerbs und neue Marktstörungen,“ sagt Berger. Die einfachen Antworten von vor zehn Jahren gibt es nicht mehr, was die Projekte für Unternehmen heute noch interessanter macht.

Unternehmen wenden sich laut Berger mit einer zentralen Frage an ihn: „Wie kann ich in der Zukunft erfolgreich sein?“ Dabei lassen sie sich in zwei Gruppen einteilen: Einerseits jene, die erkennen, dass ihr Geschäftsmodell an Grenzen stößt und innovieren müssen. Andererseits Unternehmen, die eine starke Marktposition haben, diese aber in einer sich wandelnden Welt verteidigen wollen.

Berger arbeitet mit vielen namhaften Unternehmen, darunter auch DAX40-Konzerne. In diesen Projekten spielen Themen wie die Verschiebung von Machtverhältnissen zwischen globalen Wirtschaftsblöcken und der Aufstieg des globalen Südens eine entscheidende Rolle. Eine tiefgehende Zukunftsstudie kann bis zu acht Monate dauern. Aber auch kürzere Projekte, bei denen spezifische Technologien oder Geschäftsmodelle analysiert werden, sind möglich.

Berger zeigt, dass Zukunftsforschung heute mehr als nur Trendprognosen ist. Sie erfordert ein ganzheitliches Verständnis von globalen Entwicklungen und hilft Unternehmen, die richtigen Entscheidungen für eine erfolgreiche Zukunft zu treffen.

Das Future Lab zu Dekarbonisierung – klimaneutrale Unternehmen

Immer mehr Unternehmen setzen sich das Ziel, klimaneutral zu werden und nachhaltige Geschäftsmodelle zu entwickeln. Doch wie kann man als Unternehmen dieses Ziel erreichen? Welche Schritte sind notwendig und welche Chancen ergeben sich daraus? Das Future Lab für Dekarbonisierung und klimaneutrale Unternehmen beschäftigt sich mit genau diesen Fragen und bietet Unternehmen die Möglichkeit, sich über die neuesten Entwicklungen und Technologien zu informieren.

Wie kann man als Unternehmen klimaneutral werden?

Um als Unternehmen klimaneutral zu werden, müssen zunächst die direkten und indirekten Treibhausgasemissionen reduziert werden. Dazu zählen Emissionen, die direkt durch die Produktion entstehen (Scope 1) sowie Emissionen, die indirekt durch die Lieferketten oder die Nutzung der produzierten Güter entstehen (Scope 2 und 3). Unternehmen können diese Emissionen reduzieren, indem sie auf erneuerbare Energien umsteigen, Energieeffizienzmaßnahmen ergreifen und den Einsatz von umweltschädlichen Materialien und Stoffen minimieren.

Warum nachhaltige Geschäftsmodelle?

Nachhaltige Geschäftsmodelle bieten Unternehmen eine Chance, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern und zugleich einen positiven Beitrag zur Gesellschaft und Umwelt zu leisten. Unternehmen, die nachhaltige Geschäftsmodelle umsetzen, sind oft innovativer, effizienter und können auf lange Sicht Kosten einsparen. Zudem können sie von einem gestiegenen Interesse seitens der Kunden, Investoren und der Gesellschaft profitieren.

Wie können Firmen nachhaltiger werden?

Firmen können nachhaltiger werden, indem sie ihre Prozesse und Produkte ökologischer und sozialer gestalten. Hierzu können beispielsweise Maßnahmen zur Reduzierung des Energie- und Ressourcenverbrauchs sowie zur Vermeidung von Abfall und Umweltverschmutzung ergriffen werden. Auch die Zusammenarbeit mit Lieferanten und Kunden sowie die Integration von Nachhaltigkeitskriterien in die Geschäftsstrategie sind wichtige Schritte, um als Unternehmen nachhaltiger zu werden.

Was ist ein nachhaltiges Geschäftsmodell?

Ein nachhaltiges Geschäftsmodell ist ein Geschäftsmodell, das soziale und ökologische Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt stellt und zugleich wirtschaftlich rentabel ist. Nachhaltige Geschäftsmodelle basieren oft auf innovativen Technologien und Geschäftspraktiken, die es Unternehmen ermöglichen, ökologische und soziale Probleme zu lösen und gleichzeitig wirtschaftlich erfolgreich zu sein.

Wie wird Nachhaltigkeit in Unternehmen umgesetzt?

Nachhaltigkeit kann in Unternehmen auf unterschiedliche Weise umgesetzt werden. Eine Möglichkeit ist, Nachhaltigkeitskriterien in die Geschäftsstrategie zu integrieren und entsprechende Ziele zu definieren. Auch die Zusammenarbeit mit Lieferanten und Kunden sowie die Nutzung innovativer Technologien und Geschäftspraktiken sind wichtige Schritte, um Nachhaltigkeit in Unternehmen umzusetzen.

In unserem Future Lab zu Dekarbonisierung und klimaneutrale Unternehmen und erfahren Sie mehr darüber, wie Ihr Unternehmen die Dekarbonisierung in eine neue Chance verwandeln kann, indem es Spitzentechnologien einsetzt. Ein Future Lab ist ein kuratierter Raum, in dem wir uns mit Führungskräften unterschiedlicher Branchen mit komplexen Problemen auseinandersetzen. In diesem Labor erforschen wir mögliche Zukünfte und arbeiten mit Führungskräften an der Frage, wie wir uns sowohl auf mögliche Zukünfte vorbereiten als auch Zukünfte schaffen können, die für uns und die Gesellschaft wünschenswert sind. Das Future Lab ermöglicht den Teilnehmern, die Auswirkungen von Veränderungstreibern und möglichen Zukünften zu analysieren und unterstützt dabei, wie sie auf diese Erkenntnisse in ihren Unternehmen reagieren können. 

Zukünfte und Zukunftsforschung in Unternehmen

Ich hoffe, Sie hatten einen guten Start ins neue Jahr und wünsche Ihnen auf beruflicher und privater Ebene alles Gute, eine kräftige Gesundheit, Erfolg und viele glückliche Augenblicke!

Als meine Kolleg:innen und ich im letzten Frühjahr Themis Foresight gründeten, wollten wir einige Dinge anders und besser machen als andere Spieler im Metier Zukunft. Wir wählten bewusst die griechische Göttin Themis als unsere Namensgeberin aus. Sie war die Schutzgöttin des Orakels von Delphi, und auch wir erachten den Kanon wissenschaftlicher Methoden in der Zukunftsforschung als ein schützenswertes Gut (eine davon ist nach dem Orakel von Delphi benannt, auch wenn sie mit Orakeln nichts zu tun, sondern mit Erkenntnisgewinn.).

Themis wird oft mit einem Schwert dargestellt. Manche interpretieren dieses Schwert als Symbol der Herstellung von Ordnung. Doch die Bedeutung des Schwerts ist eine andere: es half Themis, Fakt von Fiktion zu trennen.

Zukünfte und Zukunftsforschung in Unternehmen: zum Interview.

Neben der Verteidigung von Wissenschaftlichkeit in der Zukunftsforschung und dem Anspruch, schöne Bilder wünschenswerter Zukünfte abzugleichen mit den Voraussetzungen in Gegenwart und Vergangenheit für zukünftige Gestaltungsoptionen, war es uns auch von Beginn an ein Anliegen, Zukünfte nicht nur aus der Brille gängiger Vorurteile über Innovation, Technologie und Gesellschaft im deutschsprachigen Raum zu betrachten. Wir engagieren uns in internationalen Netzwerken der Zukunftsforschung. In diesem Rahmen nahm fast das gesamte Team von Themis Foresight Ende Oktober letzten Jahres an der Weltkonferenz der World Futures Studies Federation teil und brachten uns in die dortigen Debatten über die Interpretation technologischer und gesellschaftlicher Trends ein. Kurz darauf sprach ich mit meinem Kollegen Norbert Hillinger über die Unterschiede zwischen Zukunftsforschung, Trendforschung, Prophetie und Futurismus, und vor allem darüber, wie die Fähigkeit, unterschiedliche Zukünfte zu antizipieren, Vorständen und Geschäftsführungen dabei hilft, ihre Unternehmen langfristig erfolgreich auszurichten. Es liegt in der Natur dieses Gesprächs, dass die Aussagen darin streitbar sind. Aber so, wie Ehrlichkeit einer unserer Unternehmenswerte ist, gehört die Freiheit, unsere Überzeugungen auszusprechen, auch dazu.

Das schriftliche Interview dazu finden Sie hier.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen!

Ihr,

Jan Berger

CEO Themis Foresight GmbH


contact@themis-foresight.com | ©  Themis Foresight GmbH