Dekarbonisierung und was es mit CnHm + Energie -> nC + m/2 H2 auf sich hat.
In unserer Energie-Zukünfte 2050, die mein Kollege Prof. Dr. Lothar Abicht und ich im letzten Jahr veröffentlichten, kündigten wir an, dass sie die erste in einer Serie von Studien sein würde, die sich der Frage widmet, wie die gesamte Wirtschaft dekarbonisert werden kann. Eine klimaneutrale Energie-Erzeugung ist mit Abstand der größte Hebel, Treibhausgas-Emissionen zu vermeiden. Akzeptieren wir die Datenbasis des World Resources Institute, so trägt Energie-Erzeugung mit 73,2% am meisten zu gobalen Treibhausgasausstößen bei. Umso erfreulicher ist es, dass die Energie-Writschaft weltweit dieses Thema angeht. In einer faszinierenden Artikel-Serie berichtet Hal Hodson vom The Economist über Zukünfte der Energie-Erzeugung, der Versorgungsnetze und der Logiken von Angebot und Nachfrage. Beeindruckende Zahlen liefert er auch, wie die Tatsache, dass bis 2050 knapp 28 Billionen US-Dollar in den Ausbau von Energienetzen investiert werden müssen, um das Null-Grad-Ziel zu erreichen.
Doch Energie ist nicht alles…
Treibhausgase entstehen nicht nur bei der Erzeugung von Energie. Einen entscheidenden Anteil an globalen Emissionen haben Stoffwandlungsprozesse — also alle Prozesse, bei denen Atome und Moleküle miteinander auf neue Weise kombiniert werden, um z.B. aus Eisenerz und Kohle Stahl zu gewinnen. Und auch hier beobachtet die Zukunftsforschung signifikante Anstrengungen der Industrie, ihren Beitrag zur Lösung der Klimakrise zu leisten. Erst über die Oster-Feiertage freute ich mich, vom CEO der Salzgitter AG, Gunnar Groebler zu lesen, welchen Beitrag Eier, genauer gesagt Eierschalen, leisten können, um das Sintern in der Stahlindustrie klimafreundlicher zu gestalten.
Vielleicht fragen Sie sich, was es mit dem Buchstabensalat in der Überschrift auf sich hat? Es ist die Reaktionsgleichung des Kvaerner-Verfahrens, das es ermöglicht, beliebige Kohlenwasserstoff-Verbindungen in seine Einzelbestandteile Kohlenstoff und Wasserstoff zu zerlegen. Der Rohstoff für dieses Verfahren kann dabei Kuhdung oder Erdgas sein. Der so gewonnene Wasserstoff kann unterschiedlichsten Zwecken dienen wie der Erzeugung von Stahl aber auch dem Antrieb von Zügen. Der Kohlenstoff könnte verkappt werden oder aber als Ausgangsstoff für Karbonfasern in der Auto- oder Textilindustrie dienen. Meine Mitgründerin Carina Stöttner wird auf dem Wasserstoff-Gipfel des Handelsblatts vom 03. bis 04. Mai über „Innovation für Klima“ sprechen und dabei die Ergebnisse unserer neuen Studie „Chemie-Zukünfte 2050“ vorstellen, die in den nächsten Wochen erscheinen wird.
Unternehmen nachhaltig und profitabel dekarbonisieren
Die Dekarbonisierung von Industrie-Unternehmen ist allerdings alles andere als trivial. Sie erfordert massive Investitionen und langfristige Planung in einem Umfeld von Rohstoffknappheit, Inflation und beachtlichen politischen Risiken. Klassische Planungs- und Strategieprozesse greifen hier zu kurz. Nicht nur müssen die technologischen Entwicklungen der nächsten 25 Jahre antizipiert werden. Die Investitionen in neue Technologien müssen sich rechnen! Und die politischen und regulatorischen Unwägbarkeiten so abgewogen werden, dass ein Unternehmen dennoch handlungsfähig ist.
Wie das bewerkstelligt werden kann, ist das Thema eines Themis Foresight Future Labs am 10. Mai in Berlin, auf dem wir mit Entscheider:innen unterschiedlicher Unternehmen exemplarisch Dekarbonisierungs-Roadmaps entwickeln wollen und der Frage nachgehen werden, wie Innovationen auch in unsicheren Zeiten vorangetrieben werden können. Der Kopf hinter unserem Projekt „Die Fünfte Industrielle Revolution“, Prof. Dr. Lothar Abicht wird die Ergebnisse unserer Forschung vorstellen. Weitere Impulse kommen aus unserer Arbeit bei der Entwicklung von Dekarbonsierungsstrategien in der Transport-, Energie- und Ernährungswirtschaft. Ich freue mich darauf, Sie am 10. Mai in Berlin begrüßen zu können.
mit herzlichen Grüßen,
Ihr Jan Berger