Was ist
Zukunftsforschung?
Was ist Zukunftsforschung?
Zukunftsforschung ist die „wissenschaftliche Befassung mit möglichen, wünschbaren und wahrscheinlichen Zukunftsentwicklungen und Gestaltungsoptionen sowie deren Voraussetzungen in Vergangenheit und Gegenwart.“ (Kreibich, 2006)
Obwohl es nicht weiter von der Wahrheit entfernt sein könnte, wird Zukunftsforschung immer wieder mit dem Vorurteil der Wahrsagerei konfrontiert. Bei Themis Foresight verstehen wir Zukunftsforschung im Sinne von Rolf Kreibich als „die wissenschaftliche Befassung mit möglichen, wünschbaren und wahrscheinlichen Zukunftsentwicklungen und Gestaltungsoptionen sowie deren Voraussetzungen in Vergangenheit und Gegenwart.“
Unsere Welt ist komplex und volatil, die Welt von morgen ist noch vielfältiger als die von heute. Einfache Antworten reichen da nicht aus. Wer die Zukunft verstehen will braucht keine Echokammern, sondern neue Handlungsoptionen und frische Gedanken, die Komplexität greifbar machen. Bei Themis Foresight legen wir daher großen Wert auf wissenschaftliche Stringenz und Interdisziplinarität, was sich auch in unserem Team widerspiegelt. Wir grenzen uns bewusst von reiner Trendforschung ab, die sich auf kurz- und mittelfristige Entwicklungen in einem bestimmten Bereich fokussiert. Der Unterschied zwischen den Begriffen „Zukunft“ und „Trend“ erklärt sich nicht ausschließlich durch einen Ereignishorizont oder Zeitrahmen. Eine Zukunft ist ein Bild oder ein Szenario, während ein Trend eine einmalige Entwicklung ist, die zu Veränderungen führen kann. Zukunftsforschung baut auf Trends auf.
Wie sieht unser Forschungsprozess in der Zukunftsforschung aus?
In unseren Projekten durchlaufen wir sechs Schritte, um dem Anspruch wissenschaftlichen Arbeitens gerecht zu werden.
Für uns gilt: wir ziehen auch unbequeme Erkenntnisse in unsere Betrachtungen mit ein. Wissenschaft duldet bei unse keine Retusche. So entstehen für Sie als Unternehmenslenker:innen die größtmöglichen Spielräume.
Damit Sie im Tunnel des täglichen Geschäfts nicht den Blick auf wichtige Veränderungen verlieren, bieten wir Ihnen maßgeschneiderte Zukunftsforschung. Dazu nutzen wir die nachstehenden wissenschaftlichen Methoden.
Welche Methoden der Zukunftsforschung nutzen wir?
Trendcycle
Was ist der Trendcycle?
Der Trendcycle untersucht gesellschaftliche, technologische, wirtschaftliche, ökologische und politische Einflüsse und wie diese auf das Geschäftsmodell oder eine Branche einwirken. Er verbindet die STEEP-Analyse mit dem Business Model Canvas.
Wofür eignet sich der Trendcycle?
Der Trendcycle eignet sich besonders, um…
- Auswirkungen von unterschiedlichen Trends auf Geschäftsmodelle zu visualisieren
- Eine umfassende Perspektive auf bestehende Geschäftsmodelle zu generieren
- Hypothesen für neue Forschungsaufgaben und Projekte zu formulieren
- Schwachstellen und Stärken bestehender Geschäftsmodelle zu identifizieren
- Strategische Ableitungen für Unternehmen zu entwickeln
Delphi
Was ist die Delphi-Methode?
Delphi ist eine qualitative Methode der Zukunftsforschung, in dem relevante Expert:innen in einem mehrstufigen Befragungsverfahren ihre Einschätzungen zu zukünftigen Entwicklungen abgeben.
Die Delphi Methode ist ein vom renommierten RAND Think Tank etabliertes qualitatives Befragungsverfahren, das bereits seit den 1960er Jahren vielfach Anwendung findet. Wie auch Themis Foresight trägt die Methode einen Namen aus der griechischen Mythologie – dem Orakel von Delphi. Häufig wird die Delphi-Methode auch als Form einer kontrollierten Debatte bezeichnet. Sie basiert auf einem Panel von 15 – 35 Expert:innen mit denen Tiefeninterviews zu einem bestimmten Thema geführt werden, bspw. die Entwicklung von künstlicher Intelligenz im Bereich der Öl- und Gasindustrie. Wir gehen dabei vom Grundsatz aus, dass Zukunft nichts ist, was zufällig passiert. Sie wird geschaffen von einflussreichen Menschen in Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft.
Die Kernaussagen der Interviews werden dann, in einem zweiten Schritt, als Hypothesen mittels eines Fragebogens an die Expert:innen zurückgespielt. Anonymität wird dabei gewahrt, sodass auch unpopuläre Antworten unverfälscht gegeben werden.
Wofür eignet sich Delphi?
Die Methode eignet sich besonders, um:
- Prognosen über zukünftige Entwicklungen zu erarbeiten
- Zukünfte zu erarbeiten und zugehörige Mittel zur Erreichung dieser abzuleiten
- Spezifische strategische Ableitungen für Unternehmen zu entwickeln und in detaillierte Schritte zu transferieren
Unsere Auswahl der Expert:innen zeichnet sich durch eine hohe Heterogenität aus. So erhalten wir eine 360-Grad Perspektive auf das gewählte Thema. Wir versperren uns nicht gegen kontroverse Sichtweisen, sondern ziehen sie aktiv in unsere Betrachtung mit ein. Indem wir mit internationalen Gestalter:innen sprechen, gewinnen wir eine globale Perspektive. Vor jedem Interview entwickeln wir einen individualisierten Leitfaden.
Neben den offenkundigen Vorteilen von Delphi gibt es auch berechtigte Kritik. „Erkenne dich selbst“ lautete der Grundsatz des Orakels von Delphi. Das bedeutet, dass jede Aussage, die Gestalter:innen meist einem Bias unterliegt, der sich aus dem Wissen und den Erfahrungen einer Person ableitet. Es ist daher besonders wichtig, Expert:innen aus unterschiedlichen, ein Thema beeinflussenden Bereichen für das Expertenpanel zu gewinnen. Im Beispiel von KI im industriellen Kontext würde das bedeuten mit Ingenieur:innen, KI-Wissenschaftlern, aber auch KI-Ethikern und Datenschützern zu sprechen. Populäre Theorien wie die der Singularität von Ray Kurzweil würden einer Delphi-Studie mit unseren Qualitätskriterien heterogener Perspektiven mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht Stand halten können.
Szenario-Analyse
Was ist die Szenario-Analyse?
Szenarien sind narrative Beschreibungen verschiedener Zukünfte, die Unternehmen dabei helfen, sich in die Zukunft hineinzuversetzen und daraus notwendige Schritte abzuleiten.
Durch die in den Delphi-Interviews gewonnen Erkenntnisse lassen sich meist mehrere Zukünfte ableiten. Um diese möglichen Zukünfte handhabbarer zu machen, eignet sich die Methode der Szenarien-Entwicklung. Als ihr Begründer gilt Herman Kahn, der die Methode in den 1950er Jahren im Kontext von militärischen und strategischen Studien entwickelte. Kahn definiert dabei Szenarien als narrative Beschreibungen der Zukunft mit Fokus auf Kausalzusammenhänge und Entscheidungspunkte. Dabei geht es nicht darum, dass ein Szenario wahrscheinlich ist. Die Szenario Methode hilft, sich in Zukünfte hineinzuversetzen und daraus die für heute notwendigen Schritte abzuleiten. Peter Schwartz, einer der Pioniere auf dem Gebiet, konnte mit Hilfe von Szenarien bspw. Shell erfolgreich durch die Ölkrise führen.
Wofür eignen sich Szenarien?
Die Methode eignet sich besonders, um…
- Wichtige Variablen zur Entscheidungsfindung zu katalogisieren
- Ungewissheiten zu verbalisieren
- Realistische Strategien zu entwickeln und in detaillierte Schritte zu transferieren
- Die Zukunft für Entscheider:innen greifbarer machen, um besser Entscheidungen treffen zu können
Wie sehen solche Szenarien aus?
Szenarien können Bilder von möglichen Zukünften auf viele Arten aufspannen. Dabei variiert die Anzahl und der Fokus der entwickelten Szenarien stark nach dem entsprechenden Kundenanliegen. Oftmals gliedert sich der Szenario-Prozess anhand festgelegter Kategorien wie:
- Business-as-usual, also ein ‚weiter-wie-bisher‘, bei dem aktuelle Trends extrapoliert werden
- Ein Worst-Case-Szenario
- Ein Best-Case-Szenario
- Plausibilität: sie beziehen gegenwärtige Aspekte gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und technologischer Gegebenheiten mit ein, um einen Weg vom Heute ins Übermorgen zu zeichnen.
- Konsistenz: das heißt, alle Szenarien haben das gleiche Ausgangsthema
- Spannung und Futurismus: Das mag trivial klingen, aber nur interessante Szenarien beflügeln Gestalter:innen ausreichend, um daraus heute notwendige Entscheidungen abzuleiten. In einer komplexen Welt verändert sich konstant das, was möglich ist. Wir können unsere Gedankengänge also nicht an die Veränderungsrate der Vergangenheit anlehnen, sondern müssen auch das Unmögliche denken.
Ein Risiko bei der Anwendung der Szenario-Methode besteht in der Involvierung Unbeteiligter, die die Szenarios als gegeben Zukünfte ansehen und sich dadurch in ihrem Denken beschränken. Die gedanklichen Ausgangspunkte des Verfassers beeinflussen so ungewollt die Denkweise des Lesers.
Diese Risiken umgehen wir bei Themis Foresight durch die Kombination von Szenario-Entwicklung und Delphi-Methode, sodass auch unkonformistische und diverse Aspekte zukünftiger Entwicklungen in die Narrative einfließen. Wir lassen auch Unbequemes gelten und bedienen keine vorgefertigten Standpunkte.
Backcasting
Was ist Backcasting?
Backcasting unterstützt bei konkreter Strategie-Entwicklung. Die Methode zielt darauf ab, sich gedanklich in die Zukunft zu versetzen und daraus Schritte für das Heute abzuleiten.
Wie die Szenario-Entwicklung geht auch die Methode des Backcasting auf Hermann Kahn zurück und wurde in den 1950er und 1960er Jahren entwickelt. Seitdem hat sie Eingang in den Kanon wissenschaftlicher Methoden der Zukunftsforschung genommen. Mit der Methode ist es möglich, Zukunftspläne innerhalb eines festgesetzten Zeitrahmens strategisch zu erreichen – heute, morgen, übermorgen. Diese Methode zielt darauf ab, sich gedanklich in die Zukunft zu versetzen und aus dieser Perspektive heraus das heute zu denken. Damit gelingt die Loslösung von heutigen Denkmustern und täglichen Verhaltensweisen. Damit das Ergebnis auch zur Kultur des Unternehmens passt, wird zunächst gemeinsam mit den Unternehmens:lenkerinnen eine Vision einer wünschenswerten Zukunft erarbeitet.
Wofür eignet sich das Backcasting?
Die Methode des Backcastings eignet sich besonders, um…
- Denkbarrieren abzubauen
- interaktiv gemeinsam Lösungen zu finden und somit die Identifikation mit den erarbeiteten Ergebnissen zu erhöhen
- Visionen erfolgreich in Strategien und „Next Steps“ zu übersetzen
- abteilungsübergreifende Ziele zu entwickeln
- Zunächst entwerfen die Teilnehmenden eine Vision für einen Zeitraum, der etwa zehn Jahre in der Zukunft liegt. Die Vision kann dabei allgemeiner Natur sein oder sich auf ein bestimmtes Thema, wie bspw. Mobilität 2035 beschränken.
- Im zweiten Schritt erarbeiten die Beteiligten rückwärtsgerichtet verschiedene Wege, die, ausgehend von ihrer Zukunftsversion, eine Entwicklung in die Gegenwart ermöglichen.
- Anschließend werden die einzelnen Entwicklungsschritte näher definiert. Welche spezifischen Aufgaben ergeben sich für eine Abteilung, um zur gewünschten Vision zu kommen? Gibt es zeitliche Vorgaben oder sonstige Einschränkungen, wie bspw. das Budget oder Human Resources? Hängt die Verwirklichung der eigenen Vision von externen Faktoren ab?
- Ziel der letzten Phase ist dann, dass jede Person ein individuelles Verständnis der vereinbarten Entwicklungsschritte hat. Im Ergebnis entsteht so ein handlungsorientierter Fahrplan, der eine zeitliche Abfolge aller Aufgaben beinhaltet. Das erleichtert die Integration der notwendigen Schritte ins operative Tagesgeschehen sowie die Verknüpfung mit personellen und budgetären Ressourcen.